Essen.. In Altenessen wird im Juli ein ARD-Film über den früheren Bayern München-Präsidenten Kurt Landauer gedreht. Die Produktionsfirma sucht nun rund 800 Statisten, die Fußballfans und Fußballspieler darstellen sollen. Am Sonntag findet ein großes Casting auf der Bezirkssportanlage an der Bäuminghausstraße statt.
Einmal vor der Kamera stehen für eine Filmproduktion – dieser Traum könnte sich jetzt für rund 800 Essener erfüllen.
So viele Statisten werden von der Kölner Filmproduktion „Zeitsprung Pictures“ für Dreharbeiten Mitte Juli in der Bezirkssportanlage Bäuminghausstraße in Altenessen-Süd gesucht. „Wir brauchen die Leute, weil wir das Endspiel Bayern München gegen Frankfurt aus dem Jahr 1932 nachstellen werden“, sagt Pressesprecherin Delia Eick. „Die Film- und Fußballfans sollen sich in diese Zeit zurückversetzen lassen und das Spiel als Zuschauer nach vorne treiben.“
Das historische Spiel, das am Vorabend der nationalsozialistischen Machtübernahme stattfand, ist eine Schlüsselszene in dem ARD-Filmportrait über Kurt Landauer. Der war erfolgreicher Präsident des FC Bayern München und wurde als Jude in den 1930er Jahren zunächst aus seinem Amt gedrängt, dann ins KZ Dachau gesperrt und nach seiner Entlassung zur Emigration in die Schweiz gezwungen. Obwohl Landauer während der NS-Herrschaft seine gesamte Familie in Konzentrations- und Vernichtungslagern verlor, kehrt er nach Kriegsende nach München zurück – und wird erneut Bayern-Präsident.
Statisten werden auf 1930er/40er Jahre getrimmt
Dass dieses zutiefst in der bayerischen Hauptstadt verortete Schicksal nun in Essen verfilmt wird, hat auch mit einem ungewöhnlichen Standortvorteil zu tun: Die Sportanlage an der Bäuminghausstraße hat die nötigen Altersspuren, um mühelos als Stadion aus den 1930er Jahren durchzugehen.
Weil die Essener Bevölkerung nicht gar so altmodisch daherkommt, müssen die Statisten auf 1930er/40er Jahre getrimmt werden, vor allem jene, die nicht auf den Zuschauerrängen Platz nehmen sollen, sondern eine herausgehobenere Position einnehmen werden: Die Filmproduktion sucht nämlich auch Jungen zwischen 7 und 13 Jahren sowie junge Männer, die als Fußballspieler auftreten sollen; auch die Riege der alten Herren soll bestückt werden. „Wir werden mit diesen Statisten eine Kostümprobe machen – und ihnen die Haare schneiden“, sagt Delia Eick.
Die Dreharbeiten fallen weitgehend in die Zeit der Sommerferien, kein Jungakteur muss also die Schule schwänzen. Je nach Part werden ein bis acht Drehtage angesetzt. Während die Stadt an der Vermietung des maroden Drehortes noch einmal verdient, bekommen die Statisten eine kleine Aufwandsentschädigung, außerdem werden Eintrittskarten für den FC Bayern verlost. Die Anlage an der Bäuminghausstraße wird übrigens nach ihrem Filmauftritt ab August aufwändig saniert.