Essen-Nordviertel/Altenessen.. „Quartiershausmeister“ kümmern sich im Auftrag des SkF im Nordviertel und in Altenessen um die Menschen vor Ort und deren ganz eigenen Probleme.
Eine ganze Gegend gibt Gas. Gut und gerne 30 000 Menschen, die in Altenessen-Süd und im angrenzenden Nordviertel leben. Einer der Essener Gegenden, die im oft unschönen Amtsdeutsch und der oft auch unreflektierten Wahrnehmung vieler als sozial schwach, auffällig und problembehaftet gelten. Mit Gewalt und Drogen, Armut und Perspektivlosigkeit. Vor allem für die Kinder ein tagtäglicher Kampf.
Sicher nicht falsch, jedoch halt auch nicht für die Ewigkeit in Stein gemeißelt. Und so geben maßgebende Institutionen alles, um der Gegend und ihren Menschen neue oder überhaupt Hoffnung einzuhauchen. „Start im Quartier“ etwa ist so ein Projekt, das helfen kann.
Unter dem Dach der Initiative BIWAQ (Bildung, Wirtschaft, Arbeiten im Quartier; s. Infokasten) haben sich Einrichtungen wie der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Gedanken gemacht – und auch dank europäischer Fördermittel immerhin vier halbe Stellen für die nächsten drei vollen Jahre eingerichtet. „Quartiershausmeister“ ist das, was Sabrina Schrang und Sandra Remus im Nordviertel sowie Stefan Maaß seit einer Zeit nun im Altenessener Süden tun.
Vier halbe Stellen, drei volle Jahre
„Quartiershausmeister“, nur ein Wort. Worum sich die drei jungen Frauen und ihr Kollege genau kümmern, ist aber weit mehr. „Dinge“, so SkF-Geschäftsführer Dr. Björn Enno Hermans, „die früher vielleicht besser gelaufen sind“. Früher, als der eine den anderen nicht nur vom Sehen kannte, man irgendwie mehr aufeinander achtete und Probleme gemeinsam löste. Viele Hände, schnelles Ende.Vier Augen sahen mehr als zwei. Die Else schaute auf die Blagen von Elvira, wenn die was erledigen, ihr Göttergatte Paul nach der Nachtschicht aber erst ausschlafen musste. Undsoweiterundsofort, aber so war das wohl wirklich damals.
Es ist der irgendwie verloren gegangene Kontakt, der auch durch die „Quartiershausmeister“ wieder hergestellt werde soll. Einfache Fragen, einfache Hinweise. Die nächste Sperrmüllabfuhr etwa oder der kommende Gottesdienst in St. Gertrud. „Wir wollen einfach Ansprechpartner für die Menschen hier sein“, sagen die Neuen, die übrigens gar nicht so neu sind, sondern sich auskennen, weil sie, ein echter Vorteil, vor Ort leben und daher die kleinen, aber oft riesengroßen Probleme aus allererster Hand kennen.
„Wir haben lange gesucht, wollten auf alle Fälle Menschen mit Stallgeruch“, weiß auch Stefan Kleinjohann, beim SkF Fachbereichsleiter in der ambulanten Jugendhilfe. Und die bisherige Resonanz spricht eine deutliche Sprache. Probleme, die man vielleicht befürchtet hatte, gab es nicht.
„Die Menschen werden ernst genommen und das Viertel nicht noch weiter abgehängt“, bringt es Hermans auf den Punkt. „Zum Großteil ehrlich Menschen. Hier weiß zumindest jeder, wer wann Hilfe braucht“, ist auch einer wie Winfried Rottenecker voller Zuversicht. Wobei Zuversicht ja fast der Beruf des Diakons ist, der in der Gemeinde St. Gertrud arbeitet.
Zwei, die Rotteneckers Präsenz und vor allem seine unaufgeregte Art zu schätzen wissen, sind Emanuel und Deniz, beide zehn Jahre alt und beide rund um den Eltingplatz zuhause. Kommt der Diakon um die Ecke, dann haben die beiden Jungs ‘nen Riesenspaß. Und das wiederum hilft auch den „Quartiershausmeistern“. Rottenecker ist irgendwie im Namen des Herrn im Viertel unterwegs, sie sind das im Namen des SkF. So groß ist der Unterschied gar nicht.
„Start im Quartier“ ist ein Kooperationsprojekt zur Bekämpfung von Kinderarmut und Arbeitslosigkeit im Stadtteilprojekt Altenessen-Süd/Nordviertel und wird im Rahmen des Programms „BIWAQ“ (Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier) durch den Bund und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Entwickelt wurde „Start im Quartier“ von der Arbeit und Bildung Essen GmbH (ABEG), der Neuen Arbeit der Diakonie und dem SkF, dem Jugendamt und dem JobCenterBildung. Es gibt drei Teilprojekte, dass der SkF im November für drei Jahre vier halbe Stellen für Quartiershausmeister schuf, ist eines davon.