„We Are The Champions“ kennen sie in- und auswendig. Manche sind noch hoch motiviert, wenn sie zu dem bekannten Queen-Song die Arme in die Höhe strecken und die Beine synchron bewegen müssen. Manchen steckt beim Üben der immer selben Schrittfolgen die Langeweile in den Knochen. Da hilft nur Disziplin. Balletttänzer Nour Eldesouki und seine Frau Marina Dzhigauri, die das Training der 120 Schüler über sieben Monate geleitet haben, wissen das nur zu gut. „Es ist Zeit. Sie müssen auf die Bühne“, sagt Ballett-Chef Ben Van Cauwenbergh, der mit „Queeny“ erstmals in seiner Intendanz ein reines Tanzprojekt für Schulen anbieten konnte.
Eine andere Welt entdecken
Es ist eine kürzere, einfacher gestaltete Version seiner erfolgreichen „Tanzhommage an Queen“. 92 Schüler im Alter von 8 bis 16 Jahren aus fünf Regelschulen machen mit. „Einige sind abgesprungen. Die meisten sind aber begeistert drangeblieben“, so Van Cauwenbergh. Kids, die wollten, hätten viel lernen können. Rhythmusgefühl und Haltung, zum Beispiel. „Man sieht es ihnen an. Sie haben sich weiterentwickelt, sie hängen nicht mehr so rum. Mir geht es nicht darum, aus ihnen Tänzer zu machen. Sie sollen mal ausbrechen aus der Routine und mit dem Theater eine andere Welt entdecken“, erklärt er seine Ziele.
Die Lehrer loben das Projekt. „Es ist ein tolles Erlebnis für die Kinder aus Vogelheim. Der ganze Stadtteil ist stolz, dass sie im Aalto-Theater auftreten“, meint Susanne Glunz-Paß, Erzieherin an der Stadthafenschule. Wie sie nennt Stephanie Stiffel von der Großenbruchschule Durchhaltevermögen und Konzentration als großen Gewinn. Elisabeth Mews von der Erich-Kästner-Gesamtschule sieht ihn in dem Spaß an der Sache und der Disziplin. „Die bringt sie nach vorne.“
In dieser Woche sind vier Proben angesetzt, um alle unter einen Hut zu bringen. Eine Mammutaufgabe. „Ich weiß, dass es heftig wird. In drei Stücken sind alle dabei. Wie kommen sie auf die Bühne, wie wieder runter? Das Schwierigste bleibt die Konzentration. Der eine schaut nach rechts, der andere verpasst den Einsatz“, zählt der Ballettintendant einige Knackpunkte auf, die in den wenigen Tagen bis zur Premiere zu bewältigen sind.
Unterstützung und Orientierung kommt von den 31 Schülern des (Tanz-)Gymnasiums Werden. Sie sind weitaus erfahrener und dürfen bei der Gelegenheit ihr Können zeigen. „Für sie ist es eine Chance, mal etwas auf der Bühne zu machen. Es gibt Extra-Nummern für sie und sie tanzen mit den Profis“, beschreibt Ben Van Cauwenbergh ihren Einsatz, der bis zum Pas de deux reicht.
Aufregend ist sicherlich die Begegnung mit den Tänzern. 19 Mitglieder des Aalto-Balletts sind dabei. „Wir werden diese Woche nichts anderes machen. Es wird keine Auftritte geben. Ich habe die Tänzer eingeschworen, dass alle an einem Strang ziehen.“ Die 90 Prozent Auslastung, die sie in dieser Spielzeit erreicht haben, die Standing Ovations bei der Wiederaufnahme von „Carmen/ Boléro“, die bevorstehenden Proben zu „Nussknacker“ - alles bleibt beim letzten Kraftakt außen vor. Jetzt gilt es einzig, 120 Schülern bei der Eroberung der Aalto-Bühne zu helfen. Damit sie sich am Ende auch wie Sieger fühlen.