Essen. Unbekannte Chaoten haben in der Silvesternacht Rettungssanitäter und Feuerwehrleute mit Böllern beworfen und mit Raketen beschossen. Ein Essener Feuerwehrmann wurde verletzt. Er will nun Anzeige erstatten. Die Gewerkschaft der Polizei spricht von einer neuen Eskalationsstufe.

Eines steht für Feuerwehrsprecher Mike Filzen fest: "So kann es nicht weitergehen." Nachdem in der Silvesternacht erneut Rettungssanitäter und Feuerwehrleute mit Böllern beworfen und mit Raketen beschossen worden waren, will die Essener Feuerwehr nun reagieren. Nur wie, das weiß man noch nicht so genau.

"Wenn wir unterwegs zu einem Einsatz sind, können wir nicht anhalten und die Täter zur Rede stellen", sagt Filzen. Auf Hilfe der Polizei mag er - gerade in der Silvesternacht - auch nicht setzen: "Die Kollegen haben da auch so schon genug zu tun."

Essener Feuerwehrmann erlitt Knalltrauma

Das Phänomen ist nicht neu. Bereits im vergangenen Jahr hatten Chaoten Silvesterraketen auf Feuerwehrleute geschossen, in einem Fall sogar auf einen Feuerwehrmann, der im Drehleiterkorb stand und gerade einen Brand löschte. Doch in der diesjährigen Neujahrsnacht gab es erstmals Verletzte.

Ein freiwilliger Feuerwehrmann erlitt ein Knalltrauma und einen Nasenbeinbruch, als ein Böller direkt vor seinem Gesicht explodierte. Es sei fraglich, ob der 40-Jährige weiterhin in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv sein wolle, teilte die Essener Feuerwehr mit. Der Verletzte werde den Vorfall zur Anzeige bringen.

Verletzungen werden billigend in Kauf genommen

Essens Feuerwehrchef Ulrich Bogdahn zeigte sich "traurig und gleichzeitig entsetzt" über die Attacken auf Rettungskräfte. Die Täter würden "billigend in Kauf nehmen", dass Menschen verletzt würden.

"Das ist ein neuer Auswuchs in einem Trend, den wir seit Jahren beobachten", sagt auch Andreas Nowak, Geschäftsführer der Gewerkschaft der Polizei NRW (GdP). Immer häufiger würden Polizisten oder Rettungskräfte attackiert. Bei Unfällen müssten sich die Kollegen oft einen Weg durch die Schaulustigen bahnen, Handgreiflichkeiten seien an der Tagesordnung. Mit Raketen beschossen zu werden, sei eine weitere Steigerung.

Gewerkschaft fordert Gesetzesänderung

Um die zunehmende Gewalt gegen Rettungskräfte einzudämmen, fordert GdP-Präsident Arnold Plickert einen eigenen Straftatbestand, der Gewalt gegen Polizisten und Rettungskräfte bestraft. Christoph Kukulies, Beisitzer im Landesvorstand der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft, setzt auf deeskalierende Maßnahmen - und rät den Kommunen als Dienstherren, den Feuerwehrleuten entsprechende Schulungen anzubieten.

Feuerwehrsprecher Filzen appelliert lieber an die Vernunft der Feiernden: Es sei doch absurd, ausgerechnet die Menschen anzugreifen, die im Dienst seien, um Leben zu retten.