Essen.. Der Chef eines Essener Unternehmens wurde von seinem ehemaligen Auszubildenden, dem er gekündigt hatte, tyrannisiert. Vor Gericht schilderte er dreieinhalb Jahre Terror mit Morddrohungen, Beleidigungen auf Twitter und Facebook und mit manipulierten Fotos, die der Ex-Mitarbeiter ins Netz stellte.

Die Kündigung seines Auszubildenden hatte für den Chef eines Borbecker Unternehmens und auch für seine Familie ungeahnte wie schwerwiegende Folgen. „Ich hatte Angst um mein Leben“, sagte der 52-Jährige gestern als Zeuge vor der VI. Strafkammer des Essener Landgerichtes und schilderte dreieinhalb Jahre absoluten Terrors mit Morddrohungen, Beleidigungen auf Twitter und Facebook, mit manipulierten Fotos, die der Ex-Mitarbeiter ins Netz stellte, mit dessen ständiger, bedrohlicher Präsenz, mit immer wieder verschmierten Fensterscheiben und verklebten Türschlössern. „Ich räche mich“, war die Devise des 27-Jährigen.

Da halfen auch weder die Verurteilung des Borbecker Amtsgerichtes im Mai 2005 und keine Einstweiligen Verfügungen. Im Gegenteil, danach soll der Ex-Mitarbeiter noch mehr ausgerastet sein. Auch andere aus dem Umfeld des Angeklagten sollen seine Opfer geworden sein. So kündigte er zum Beispiel einem Bekannten sein Kommen an und drohte, er werde ihn in einer Blutlache zurückzulassen.

Der 27-Jährige muss sich wegen Stalkings und Bedrohung verantworten. Verhandelt wird der Fall vor dem Landgericht, weil auch eine Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik im Raum steht.

Angeklagter sagt, er bereue seine Taten

„Ich bereue meine Taten zutiefst“, flüstert der gepflegte junge Mann auf der Anklagebank mit kaum vernehmbarer Stimme. Er habe in den letzten Monaten nachgedacht. Tabletten verweigert er. Allerdings: „Ich würde gerne eine kleine Therapie machen“, sagt er.

Die Vorgeschichte: Vor zehn Jahren zog er als Mieter in eine Wohnung seines späteren Chefs. Fünf Jahre später trat er als Azubi in die Firma ein. Anfangs sei es gut gelaufen, erinnert sich der 52-jährige Arbeitgeber. Dann sei es immer schwieriger geworden. Der Angeklagte sei während der Arbeit ausgerastet, habe randaliert, habe sich nicht mehr gepflegt und außerdem die gemietete Wohnung verkommen lassen.

Die Mitarbeiter hätten versucht zu helfen, hätten Kontakte angeboten. Vergeblich, es sei immer schlimmer geworden. „Er kam nur noch unregelmäßig“ , berichtet der Zeuge, und sei „wie ein Fremdkörper und nicht mehr erträglich“ im Unternehmen gewesen. Alle seine Versuche, dem jungen Mann zu helfen, seien fehlgeschlagen. Deshalb die Kündigung der Ausbildung und der Wohnung im Jahr 2010 – die Renovierung habe 16 000 Euro gekostet. Der Prozess wird fortgesetzt.