Katernberg.. Eine Lesung über die Geschichte Essens – so neu ist die Idee ja nicht, denkt sich der ein oder andere bestimmt. Aber wer trockene Fakten erwartet, der hat seine Rechnung ganz sicher ohne Thomas Glup gemacht.
Eine Lesung über die Geschichte Essens – so neu ist die Idee ja nicht, denkt sich der ein oder andere bestimmt. Aber wer trockene Fakten erwartet, der hat seine Rechnung ganz sicher ohne Thomas Glup gemacht. Denn Essens beliebtester Stadtführer, der außerdem noch als Schauspieler auf der Bühne steht, als Entertainer mit insgesamt acht Soloprogrammen auftritt und ordinierter Pater ist, traf erneut den Nerv seines Katernberger Publikums im Saal des Luise-Schröder-Sozialzentrums.
„Lesung über das historische Essen, Teil zwei“ hat Thomas Glup das Programm genannt, schließlich war er bereits im April für eine Lesung in Katernberg zu Gast. Wer nicht dabei war, muss aber keine Angst haben, wie Thomas Glup gleich zu Beginn klarstellt: „Das ist nicht wie bei diesen Serien, wo man sich nach dem Urlaub fragt, warum der vor 40 Folgen gestorbene Serienheld plötzlich wieder lebt.“ Was dann kommt, sind Geschichten aus dem alten Essen – und natürlich die legendären Glupschen Ausbrüche aus dem Text, die das Publikum bei ihm fast schon erwartet: „Wenn ich mich mal an den Text halte, fragen die Leute, ob es mir nicht gut geht“, sagt Thomas Glup und lacht. Heute allerdings ist er anscheinend in bester Laune – und gönnt dem Publikum zahlreiche Anekdoten, die das Zwerchfell bis zum Äußersten strapazieren. So nimmt er zum Beispiel die sinnfreien Texte des Schlagerbarden Bata Illic, dessen – O-Ton Glup – „Gesicht die gesamte Geschichte seines Heimatlandes widerspiegelt, angefangen beim Balkankrieg“, auseinander. Und stellt dabei unter anderem klar, dass es ornithologisch höchst unkorrekt ist, wenn die Nacht dunkel ist und ein Vogel singt, so wie es Illic in seinem schmalzigen „Michaela“ trällert. Diese Abweichungen vom Programm sorgen für schallendes Gelächter, manch einer kriegt sich kaum wieder ein.
Erinnerungen kommen hoch
Wenn er dann wieder aus der Essener Geschichte vorliest, kommen bei den älteren Zuhörern Erinnerungen hoch, was sich an dem Gemurmel im Saal deutlich zeigt. Politisch korrekt muss es jedoch auch in der Essener Stadtgeschichte nicht immer zugehen, weiß Thomas Glup, und so bezeichnet er die ehemalige Oberbürgermeisterin Annette Jäger mit Verweis auf Essens Vergangenheit als Damenstift kurzerhand als „Fürstäbtissin der Neuzeit“.
Eine kleine Pause für die strapazierten Lachmuskel gibt es, wenn Oliver Scheytt, ehemaliger Kulturdezernent der Stadt Essen, seine Virtuosität am Klavier unter Beweis stellt. Diese großartig gespielten musikalischen Einschübe geraten jedoch etwas in den Hintergrund.
Ein gefundenes Fressen für den Komödianten Glup, der selber die Bezeichnung „Entertainer“ bevorzugt, ist zudem auch noch die lokale Mundart. Denn wie Glup weiß, sagt man ja im Ruhrgebiet nicht etwa Tannenbaum, sondern „Tannebaum“, und Bonbons werden im Revier zu „Klümpkes“. Da meldet sich eine resolute Dame zu Wort: Sie habe immer schon ganz korrekt „Tannenbaum“ gesagt. Glup kontert charmant: „Ach, tatsächlich? Wo komm‘ Sie denn wech?“
Am Schluss wird es noch einmal richtig besinnlich – das gesamte Publikum singt zusammen mit Glup „Alle Jahre wieder“. Da kommt Weihnachtsstimmung auf – es fehlt eigentlich nur noch der „Tannebaum“.