Essen. Der DRK-Kreisverband Essen hat seinen Geschäftsführer, Alfred Scherer, mit sofortiger Wirkung entlassen. Laut Vorstand gab es dafür keinen konkreten Anlass. Offenbar führten Meinungsverschiedenheiten über den Sanierungskurs zum Bruch. Scherer war der vierte Geschäftsführer in vier Jahren.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Essen kommt nicht zur Ruhe: Dem Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes, Alfred Scherer (55), ist am Dienstag fristlos gekündigt worden. Scherer war der vierte Geschäftsführer beim Essener DRK in vier Jahren. Der Vorstand hatte sich nach einer Sondersitzung am Montag zu diesem Schritt entschlossen, wie aus einer Mitarbeiter-Rundmail hervorgeht – unterzeichnet vom DRK-Vorstandsvorsitzenden Alfred Franzen. Gründe für diesen Schritt nannte er darin nicht.
Im Gespräch mit dieser Zeitung sagte Franzen: „Es gibt keinen konkreten Anlass. In einer Ehe würde man sagen: Trotz gegenseitiger Bemühungen ist die Beziehung gescheitert.“ Damit hat das DRK wieder einmal einen Interimsgeschäftsführer. Schatzmeister Klaus Müller-Starmann wird die Geschäfte kommissarisch führen, bis ein neuer Geschäftsführer gefunden ist.
Scherer kam als Sanierer
Der Kölner Scherer kam im April 2011 als Sanierer zum DRK. Er sollte wieder Ruhe in den Verein bringen, der seit einer Beinahe-Insolvenz und dem Rauswurf des umstrittenen Chefs Michael Th. Roy immer wieder für Negativschlagzeilen gesorgt hatte. Internen Informationen zufolge hatte Scherer vor einigen Monaten ein Sanierungskonzept für den finanziell angeschlagenen Verein vorgelegt. Darin soll er tiefgreifende Strukturänderungen vorgeschlagen haben, die beim ehrenamtlich geführten Vorstand auf wenig Gegenliebe gestoßen sein sollen. Zur derzeitigen finanziellen Lage des DRK wollte sich Franzen nicht näher äußern. Er sagte lediglich: „Ich würde mir eine günstigere Finanzsituation wünschen.“
Das DRK in Essen zählt rund 500 Mitarbeiter, hinzu kommen in etwa noch einmal genauso viele Ehrenamtliche. Unter anderem betreibt das DRK zwei große Pflegeheime in Essen. Mit einem Umsatz von rund 20 Millionen im Jahr hat das DRK die Größe eines mittelständischen Unternehmens.
Mitarbeiter beunruhigt der Scherers Rausschmiss
Offenbar ist es aber zunehmend schwierig, ehrenamtliche Tätigkeiten und wirtschaftliche Zwänge unter einen Hut zu bringen. Involvierte sprechen von heterogenen Interessenslagen im Vorstand einerseits und den Interessen eines Geschäftsführers andererseits. Offenbar wollte Scherer nicht nur Erfüllungsgehilfe der Wünsche des Vorstandes sein, sondern selbst gestalten. Möglicherweise ist ihm das am Ende zum Verhängnis geworden.
Bei den Mitarbeitern scheint Scherer anders als einige seiner Vorgänger beliebt gewesen zu sein. Einer sagt: „Er war ein Moderator, der es verstand, zwischen Menschen zu vermitteln.“ Bei den Mitarbeitern jedenfalls hat der plötzliche Rauswurf Scherers für neue Unruhe gesorgt. Alfred Scherer wollte sich am Mittwoch zu den Vorgängen nicht äußern.