Essen. In der kalten Jahreszeit kommen wieder mehr Flüchtlinge in die Stadt. Die Verwaltung sieht sich aber gut gerüstet und nennt die Lage entspannt. Derzeit leben in Essen rund 440 Asylbewerber in einer Unterkunft, 2010 waren es um diese Zeit 488 Personen.
Mit Beginn der kalten Jahreszeit hat der Zustrom der Asylbewerber nach Essen wieder zugenommen. Es „reisen wieder vermehrt Personen der Volksgruppe der Roma aus Serbien und Mazedonien“ ein, heißt es in einer Vorlage der Verwaltung für die heutige Sitzung des Sozialausschusses. So hat Essen die Aufnahmequote mit 104,26 Prozent bereits übererfüllt und muss mit keinen neuen Zuweisungen rechnen. Mit einer Ausnahme: Flüchtlinge, die einen Asylfolgeantrag stellen und bereits bei ihrem ersten Antrag nach Essen zugewiesen worden waren, müssen nun erneut in der Stadt untergebracht werden.
Von den Platzkapazitäten sei das jedoch kein Problem, sagt Hartmut Peltz vom Sozialdezernat. Derzeit leben in Essen rund 440 Asylbewerber in einer Unterkunft, 2010 waren es um diese Zeit 488 Personen. Im Verlauf des vergangenen Winters stieg die Zahl dann auf bis zu 550. Durch die Wiedereröffnung der beiden Unterkünfte an der Satoriusstraße in Rellinghausen und Auf’m Bögel in Haarzopf sei die Lage entspannt, „sofern wir keine Flüchtlingswelle bekommen“, sagt Peltz.
Mit 115 Personen stellen die Roma einen Großteil der in diesem Winter neu oder wieder eingereisten Flüchtlinge, obwohl ihre Chancen auf Anerkennung als Asylbewerber quasi bei Null liegen. Ein wenig aufatmen können lediglich die Roma aus dem Kosovo, denn für sie könne „eine Rückkehr in den Kosovo in dieser Jahreszeit zu besonderen Härten führen“, heißt es in einem Erlass des Landesinnenministerium, der jetzt veröffentlicht worden ist. Demnach sollen insbesondere Alte, Kranke, Alleinerziehende, Familien mit kleinen Kindern und alleinreisende Frauen nicht vor dem 1. April in den Kosovo zurückreisen müssen.
Für die Kinder ist es hart
Einen solchen Wintererlass hatte es schon im Vorjahr gegeben; er hilft allerdings nur wenigen der in Essen Zuflucht suchenden Roma: Die kommen nämlich zumeist aus Serbien oder Mazedonien. „Sie wissen, dass sie hier keine langfristige Perspektive haben, aber man kann ihnen kaum verübeln, dass sie nach jedem Strohhalm greifen, um vor der Bitterkeit des Winters Schutz zu finden“, sagt Ulrich Leggereit, der die sozialen Dienste bei der Diakonie leitet.
Inzwischen habe sich auch die Situation rund um die Übergangheime in Haarzopf und Rellinghausen entspannt, meint Flüchtlingsberaterin Angela Kretzschmar von der Diakonie. Als deren Wiedereröffnung 2010 anstand, hatte es in der Nachbarschaft massive Vorbehalte und Ängste vor Lärmbelästigung, Unrat und Kriminalität gegeben. „Die Anwohner sind auch heute nicht begeistert, aber sie haben sich mit dem Ist-Zustand arrangiert. Wir erleben keine massiven Beschwerden.“ Das liege auch daran, dass die Fluktuation der Flüchtlinge nicht so groß sei wie erwartet. So gebe es einzelne, die bereits seit Januar in Essen sind und etwa aus gesundheitlichen Gründen Monat um Monat einen Aufschub bekommen.
Hart sei dieses Leben auf Abruf für die Kinder, von denen die meisten zur Schule gehen. „Früher war es schwieriger, die Eltern vom Sinn des Schulbesuchs zu überzeugen“, sagt Angela Kretzschmar. „Heute sehen sie es als Chance für ihre Kinder.“