Essen. In Essen gibt es rund 3150 Schulklos. Die Stadt investiert derzeit rund1,2 Millionen Euro jährlich in neue Schultoiletten. Mit großer Mehrheit hat der Rat beschlossen, die „Sanierungsquote“ von derzeit 2,8 auf fünf Prozent zu steigern. Für 2015 und 2016 soll ein Sanierungsplan aufgestellt werden.
Ein bisschen Null-Null-Statistik muss jetzt hier mal sein: Die Schultoiletten in Essen weisen eine jährliche, statistische Sanierungsquote von 2,8 Prozent auf – was das heißt? Von 100 Schulklos werden jährlich ganze 2,8 saniert. Im Stadtgebiet gibt es rund 3150 „WC-Töpfe“ an den Schulen, so heißt das amtlich, plus 1450 Urinale, das bedeutet: 88,2 Klos werden jährlich an Essener Schulen erneuert. Und 40 Urinale. Wir haben in Essen etwa 20 000 Grundschüler und 40 000 Kinder und Jugendliche an weiterführenden Schulen. An einer Essener Schule wird ein Klo im Schnitt 35 Jahre alt.
Mit großer Mehrheit hat der Rat am Mittwoch beschlossen, die „Sanierungsquote“ von derzeit 2,8 auf langfristig fünf Prozent zu steigern. Ein Bestandskatalog über den Zustand der Essener Schulklos war von der Bauverwaltung aufwändig erstellt und im Jahr 2012 erstmals präsentiert worden. Diese Erfassung, lautet jetzt der Ratsbeschluss, soll regelmäßig fortgeschrieben werden; für die Jahre 2015 und 2016 soll außerdem einen Sanierungsplan aufgestellt werden. Sowohl SPD als auch CDU im Verbund mit Grünen und EBB hatten nahezu gleich lautende Anträge in den Rat eingebracht; schließlich einigte man sich auf den Antrag der SPD, wobei nur die alte Forderung der Sozialdemokraten, die täglichen Reinigungs-Intervalle von derzeit einem auf überall zwei zu erhöhen, keinen Konsens erzielte.
„Alle Parteien wollen derzeit Zeichen setzen“
Vor Wochen hatte es an der Rüttenscheider Stern-Grundschule nach dem Aufkommen mehrerer Gelbsucht-Fälle Beschwerden über den Zustand der dortigen Toiletten gegeben. War dies Auslöser für das neue, flächendeckende Interesse der Politik? Oder liegt es an der Kommunalwahl am 25. Mai? „Alle Parteien wollen derzeit Zeichen setzen“, sagt Ekkehard Witthoff, schulpolitischer Sprecher der CDU. „Die Beschwerden von Eltern und Kinder über die Zustände reißen nicht ab, das Thema ist und bleibt brisant.“ Manfred Reimer (SPD): „Die Parteien setzen jetzt Schwerpunkte. Auch ohne die Berichte über Hepatitis wäre dieses Thema gesetzt worden. Saubere Schulklos sind kein Luxus.“
Auffallend ist, dass beide großen Parteien sogar den knappen Platz auf Wahlplakaten den Schulklos widmen wollen. Die SPD preschte vor und hofft, hier ein zumindest ähnlich emotionales Thema gefunden zu haben wie es im Wahlkampf 2009 der Umbau des „Hesse“-Freibades war. Gestern bestätigte CDU-Fraktionschef Thema Kufen: Auch die CDU will die Schulklos im zweiten Teil des Wahlkampfs plakativ nach vorne schieben. Das geschieht mutmaßlich auch, um nicht etwa von einem Thema überrascht zu werden, das im Wahlkampf plötzlich „groß“ werden könnte.
Die Stadt investiert derzeit rund 1,2 Millionen Euro jährlich in neue Schultoiletten. Bei einer Verdoppelung der „Sanierungsquote“ wäre es entsprechend mehr. Hinzu kommen derzeit rund 500 000 Euro für Reparaturen an Schulklos, die auch durch Vandalismus nötig werden.