Altendorf..

Keine Premiere ohne das passende Geschenk: Pünktlich zum ersten offiziellen Spielplatzfest am Schölerpad wurde eine Spielplatzpatin gefunden - die erste in der langen Geschichte der Anlage.

Der Trubel an der Altendorfer Straße ist groß. Ungewöhnlich groß für einen Wochentag. Kein Spielgerät bleibt ungenutzt. Überall erklingt helles Kinderlachen, und die Dosen beim Büchsenwerfen, die in der Sonne glitzern, sind so neu wie das Fest selbst. Mittendrin Emel Demir, die künftig ein wachsames Auge auf den Spielplatz haben wird - im Interesse der Kinder, aber auch im eigenen, denn die 26-jährige Türkin ist bereits vierfache Mutter.

Auf die Idee, sich künftig als Spielplatzpatin zu engagieren, habe sie eine gute Freundin gebracht, die selbst schon seit einiger Zeit als Patin mit der Stadt zusammenarbeitet. Gerade eben hat sich Emel Demir erste Tipps von Claudia Koppetsch vom Kinderbüro geholt. „Einen Monat Bedenkzeit habe ich, dann muss ich mich entscheiden, ob ich Patin bleiben möchte“, erklärt sie. In den nächsten Tagen erhält sie eine Liste mit Telefonnummern wichtiger Ansprechpartner, bei denen sie sich melden kann, wenn es Probleme gibt. Seien es Verunreinigungen auf dem Spielplatz. Oder auch, wenn Jugendliche mal über die Stränge schlagen sollten.

Für Emel Demir ist das neue Amt jedoch auch Ausdruck gelebter Integration und Identifikation mit dem Stadtteil. „Ich bin bereits im Alter von sechs Jahren nach Deutschland gekommen“, erklärt sie. „Hier lebe und arbeite ich. Und hier fühle ich mich wohl.“ Zwei ihrer Sprösslinge besuchen mittlerweile die Schule, die anderen beiden gehen in den Kindergarten. Schon deshalb sei es ihr wichtig gewesen, dass es auf dem Spielplatz Schölerpad ordentlich und sauber ist und dass die erst vor zwei Jahren angeschafften Klettergerüste und der Bolzplatz am Ende des Areals in Schuss bleiben. „Für uns ist das ideal“, sagt sie. „Wir wohnen in der Nachbarschaft und sind eigentlich jeden Tag hier.“

Direkte Nachbarschaft

Niemand freut sich mehr über die ehrenamtliche Mithilfe als Lothar Häger. Der Sozialarbeiter in Diensten des Essener Jugendamtes weiß aus Erfahrung, dass dieses Engagement längst nicht selbstverständlich ist – hier in Altendorf. In einem Viertel, in dem so viele verschiedene Nationen aufeinander treffen, wie sonst nur selten in der Stadt. Täglich ist Häger vor Ort. Acht Vollzeitkräfte und ein weiterer Mitarbeiter in Teilzeit versehen ihren sozialen Dienst für die Stadt, doch hier an der Altendorfer Straße ist Hägers Revier. Und auch der Spielplatz Schölerpad gehört zu seinem „Kiez“, wie er sagt.

Seine Klientel ist international. Und wenn auf der Hüpfburg zehn Kinder in die Höhe springen, dann jauchzen sie in fünf verschiedenen Sprachen – mindestens. Es sei nicht immer einfach hier, wie Häger sagt. „Viele Familien haben finanzielle Probleme, weil die Arbeitslosigkeit hoch ist und vielen die notwendige Ausbildung fehlt.“ Auch die Kinder im Stadtteil leiden unter dieser Situation. Schon deshalb habe er sich beizeiten Gedanken gemacht, ob man ihnen nicht etwas bieten könne mit einem Spielplatzfest wie diesem.

Drei Monate lang haben er und das „Team Altendorf“ des Jugendamtes das Fest geplant und vorbereitet. Einer der ersten Ansprechpartner Hägers war Dr. Henning Muth vom Deutschen Kinderschutzbund, Ortsverein Essen. Der fand Hägers Idee prima: „Ich denke, hier kann man so etwas machen. Es ist sicherlich kein ganz einfaches Umfeld, aber der Schölerpad zählt nicht zu unseren Sorgenkindern.“

Neuauflage geplant

Spielpädagoge Muth ist Leiter des Projekts „Spielen statt Gewalt“. Seit 18 Jahren schon tourt er mit dem feuerroten Spielmobil durch die Stadt. Ein 50 Jahre altes Vehikel, ein ausrangierter Feuerwehrwagen, der nicht nur genügend Stauraum für die kindgerechten Utensilien bietet, sondern auch „Wasserspiele“ ermöglicht. Heute allerdings ist Henning Muth der Herr über die Schminkfarben, zaubert den Kindern bunte Schmetterlinge ins Gesicht. Gefragt sind auch die selbstgemachten und von den Kindern gemalten Buttons, die uns beispielsweise lehren, dass die Liebe sechsjähriger Mädchen zum FC Schalke 04 nie enden wird.

Das Fest, so plant Lothar Häger, soll nun jedes Jahr aufs Neue stattfinden. Und seine Spielplatzpatin hat auch schon die erste zündende Idee: „Was uns noch fehlt, ist eine Schaukel.“ Und was sagt Dr. Henning Muth dazu? „Wir werden mal sehen, was wir machen können.“