Essen. Das Essener Helmholtz-Gymnasium organisierte für seine Achtklässler einen Berufsorientierungs-Workshop. Und holte so das Arbeitsleben ins Klassenzimmer. In der neunten Klasse werden die Schüler dann noch mit einem Benimm-Kurs auf ihr späteres Leben vorbereitet.
Was will ich eigentlich mal werden? Eine Frage, die sich frühere Gymnasiasten-Generationen in der Regel kurz vor dem Abi stellten und – nicht selten – erst danach. Auch Schulpraktika machten nur die anderen – Haupt-, Real- und Gesamtschüler eben. Heute, so möchten es die Schulen und das zuständige Ministerium in Düsseldorf, sollen auch Gymnasiasten früh an die Berufs- und Arbeitswelt herangeführt werden. Indem diese Themen ab der 8. Klasse in den Unterricht einfließen, indem man Ausbildungs-Messen besucht oder – wie gestern im Helmholtz-Gymnasium – Berufsorientierungs-Tage organisiert.
103 Schüler der achten Klassen hatten am Helmholtz gestern unterrichtsfrei. Heute einmal über die eigenen Stärken nachdenken und sich mit eingeladenen, berufstätigen Erwachsenen über deren Arbeitsalltag austauschen, steht auf ihrem Stundenplan. Wobei die erwachsenen „Experten“ das pralle Arbeitsleben ins Klassenzimmer bringen – vom Berufsmusiker, über die Ärztin, bis hin zur Marketing-Professorin oder der Sparkassen-Kundenberaterin.
Die Essener Verkehrs-AG hat Alexandra Schlossmann ans Gymnasium entsandt. Die Mitarbeiterin der Personalabteilung informiert nicht nur über kaufmännische Berufe bei der Evag, sondern auch über die Möglichkeiten, dort Kfz-Mechatroniker oder Industrie-Mechaniker zu werden.
„Allerdings sind unsere Ausbildungsplätze für dieses Jahr schon so gut wie besetzt“, erzählt Schlossmann dem staunenden 14-jährigen Jan und dem 13-jährigen Paul. Von Professor Thorsten Scheer, der Kunst- und Baugeschichte in Düsseldorf lehrt, erfahren die zwei, wie wichtig es ist, Freude und Spaß an seinem Beruf zu haben. „Weil man mit nichts im Leben so viel zu tun hat. Ich habe das Glück: Mein Beruf ist auch mein Hobby.“
„Das wiederholen wir dann in der Klasse 11“
Jan und Paul erzählen von sich. Paul würde am liebsten Politik studieren, „weil ich gerne politische Diskussionsrunden im Fernsehen sehe“. Selbst einmal so etwas moderieren – Paul fände das prima. Jan weiß das alles noch nicht so genau. „Vielleicht was mit Informatik, mal sehen.“
Jennifer Küppers, die als Lehrerin mit einem Kollegen den Berufsorientierungstag organisiert hat, freut sich darüber, dass die beiden sich schon so ihre Gedanken machen. „Denn in der nächsten Klasse werden sie – wie alle Schüler der Klasse 9 – ein zweiwöchiges Praktikum absolvieren. Und das sollte man nicht in irgendeiner Firma absitzen, sondern die Zeit schon gezielter nutzen“, findet die Latein- Lehrerin. Und fügt hinzu, dass Helmholtz-Schüler auf ihr späteres Leben in der 9. Klasse auch mit einem Benimm-Training vorbereitet werden. „Das wiederholen wir dann in der 11 und gucken mal, was da so hängengeblieben ist.“