Essen.. Das Festkomitee Essener Karneval (FEK) befragt die Gesellschaften, ob und wann der ausgefallene Rosenmontagszug in Rüttenscheid nachgeholt werden soll. Kupferdreh wirbelt schon.
Wie leidenschaftlich jeck die Kupferdreher Karnevalisten wirklich sind, haben sie am Sonntag unter Beweis gestellt: Mit der Entscheidung, den ausgefallenen Rosenmontagszug schon am 13. März um Punkt 11.11 Uhr nachzuholen, sind sie beherzt nach vorn geprescht. Und wie entscheidet sich nun das Festkomitee Essener Karneval (FEK): Wird der große Rosenmontagszug in Rüttenscheid ebenfalls im Frühling nachgeholt?
Nun, das Festkomitee will in dieser ebenso kniffeligen wie ernsten Angelegenheit nichts übers Knie brechen. „Wir fragen zuerst die einzelnen Karnevalsgesellschaften ab, ob sie tatsächlich noch einen Festumzug wünschen“, erwidert der FEK-Vorsitzende Volker Saßen, der bekanntlich auch Vater der diesjährigen Prinzessin Assindia Carolina I. ist. Außerdem müssten auch die Stadt und die Polizei, die Feuerwehr und die Rettungsdienste zu Rate gezogen werden.
Essener Rosenmontagszüge 1991/92 nicht nachgeholt
Eine breite Zustimmung an der „närrischen Basis“ sieht der Chef des Essener Karnevals-Dachverbandes als Voraussetzung an. „Ein Umzug mit fünf Wagen macht keinen Sinn.“ Über Erfahrungen mit verschobenen Umzügen verfügt das Festkomitee freilich nicht. Die ausgefallenen Rosenmontagszüge 1991/92 (Golfkrieg/Sturm) haben die Essener Karnevalisten – im Gegensatz zu ihren Düsseldorfer Kollegen – nicht nachgeholt.
Ein einheitliches Bild will sich auch in diesem Jahr noch nicht abzeichnen. In Duisburg gehe der Trend nicht in Richtung Nachholen, und der Bund Deutscher Karneval, Zentralorgan aller deutscher Karnevalsvereine und Faschingsgilden, rate von närrischen Umzügen im Frühling sogar ab.
Karnevalsfreund Overbeck würde seinen Segen geben
Weil zwischen Karneval und Kirche seit jeher eine innige emotionale, ja rituelle Beziehung besteht, muss auch der Bischof seinen „Segen“ erteilen. Insbesondere dann, wenn der närrische Umzug mitten in die sechswöchige Fastenzeit fällt. Denn Feiern und Fasten passt eigentlich genauso wenig zusammen wie Feuer und Wasser. Doch in der Bischöflichen Pressestelle wird signalisiert, dass der Oberhirte und bekennende Karnevalsfreund Franz-Josef Overbeck gegen einen Umzug an einem Sonntag in der Fastenzeit – etwa am 13. März – keinerlei Einwände hege. Begründung: An diesen sechs Sonntagen müsse gar nicht gefastet werden.
Bliebe noch eine Frage, die den zentralen Nerv des Brauchtums berührt: Dürfen Narren außerhalb der Karnevalszeit überhaupt Ornate und Orden, Zepter und Federn, Kappen und Uniformen tragen? Volker Saßen, der Festkomitee-Vorsitzende, trägt grundsätzliche Bedenken vor, erwartet aber eine Art Direktive von „oben“, sprich vom Bund Deutscher Karneval. „Eine Entscheidung, ob der Festumzug nachgeholt wird, treffen wir nicht vor Anfang nächste Woche.“
Während das Festkomitee Essener Karneval also noch zögert, krempeln ihre braven Kollegen vom Festausschuss Kupferdreher Karneval bereits die Ärmel hoch – allen voran Gisela Tüffers, die resolute Organisatorin des Rosenmontagszuges. „Unser Umzug am 13. März ist schon bei der Stadt angemeldet“, sagt sie, und verspricht: „Unser Dorf wird kopf stehen und der Umzug bunt sein.“
Umzug Kupferdreh am 13. März: Arbeitstitel „Gelb-blauer Festumzug“
Natürlich dürfe das närrische Spektakel im Frühling nicht mehr „144. Kupferdreher Rosenmontagszug“ heißen, dafür habe man den Arbeitstitel „Gelb-blauer Festumzug“ gefunden: auch eine Verneigung vor den beliebten Tollitäten Prinz André I. und Assindia Carolina I., die mit „Gelb & Blau“ den umjubelten Gassenhauer der Session aufgelegt haben.
Gut 20 Wagen bringen sie auf die Kupferdreher Straßen – von dem der „Unbestechlichen von der Deile“ bis zum Gefährt des Festausschusses. An Bord werden sie tonnenweise Wurfmaterial haben, das in den nächsten Wochen behutsam zwischengelagert werde. Besonders denkt Gisela Tüffers dabei an die Kinder. „Die freuen sich wie Schneekönige darauf, dass es was zu schnappen gibt.“