Essen. Populäre Handy-Programme können die Ortung von Unfallopfern erheblich beschleunigen. Einige Städte arbeiten bereits mit der Software „WhatsApp“.
Bei Notfällen zählt jede Minute. Die Feuerwehr will daher vor allem eines möglichst sofort wissen: Wo genau befindet sich das Unfallopfer? Doch diese Frage ist nicht immer leicht zu beantworten. Häufig sind Straßennamen und die Hausnummern unbekannt. Dazu kommt die Aufregung durch die eigene Verletzung. Einige Feuerwehren in NRW haben deshalb bereits mehrfach die Handy-Software „WhatsApp“ benutzt, um Patienten blitzschnell zu orten. Das Programm kann anderen Nutzern unter anderem den eigenen Standort mitteilen – und zwar bis auf wenige Meter genau.
Die Essener Feuerwehr sieht die Software bislang kritisch. Eine Einführung sei in nächster Zeit nicht geplant, erklärt Sprecher Mike Filzen gegenüber der NRZ. „Im Moment ist das für uns noch keine Option. Der Aufwand ist sehr groß, schließlich müsste sich der Verletzte erst eine Handynummer der Feuerwehr notieren, dann das Gespräch beenden, seinen Standort senden und wieder anrufen.“ Außerdem, so Filzen, habe die Leitstelle in dem Fall keine Möglichkeit, einige kurze Rückfragen an den Verletzten zu richten.
Hundert mögliche Orte
Jetzt schon kann die Feuerwehr Personen über ihre Telefonnummer orten. Bei Festnetzanschlüssen werde der Standort automatisch mitgeteilt, berichtet Filzen. Auch die Ortung über ein Mobiltelefon ist möglich, allerdings könne dies durchaus „eine Stunde und länger“ dauern, da erst eine Anfrage an den Mobilfunkbetreiber gestellt werden muss. Deshalb werde dies in Essen auch nur sehr selten gemacht. Problematisch ist außerdem, dass bei dem Verfahren nicht der genaue Standort, sondern lediglich die aktuelle Funkzelle lokalisiert wird. Der Verletzte kann dadurch zwar eingekreist werden, in dicht besiedelten Gebieten wie der Essener Innenstadt ergeben sich aber trotzdem hunderte Orte, an denen sich das Unfallopfer tatsächlich aufhalten könnte.
Für Heinz Engels, Sprecher der Düsseldorfer Feuerwehr ist „Whats-App“ daher im Zweifel das bessere Hilfsmittel. In der Landeshauptstadt konnten dank der Gratis-Software bereits „mindestens zwölf Personen gerettet werden“, betont Engels. Zunächst sei dies über Privat-Telefone hilfsbereiter Mitarbeiter geschehen. Da dies aber kein Dauerzustand sein könne, hat die Düsseldorfer Feuerwehr erst kürzlich ein Handy in Betrieb genommen, dass ausschließlich für die Notfall-Kommunikation verwendet wird. Der Ablauf sieht dabei wie folgt aus:
Ein Verletzter wählt den Notruf, kennt seinen genauen Aufenthaltsort aber nicht. Die Leitstelle fragt dann, ob die Person ein Handy habe und „WhatsApp“ nutze. Sollte das zutreffen, würde die Feuerwehr dem Opfer eine nicht öffentliche Mobilnummer nennen. Dorthin kann der Patient dann seinen Standort senden. Wie das geht, erklärt die Feuerwehr in wenigen Sätzen.
Hilferuf via Facebook
„WhatsApp ist ein sinnvoller Zusatz, ersetzt aber nicht die 112. Die ist immer erste Wahl“ sagt Heinz Engels von der Düsseldorfer Feuerwehr. Zumindest in diesem Punkt ist er sich mit seinem Kollegen Mike Filzen einig – Verletzte sollen immer den Notruf wählen und sich ihren Standort so gut es geht einprägen. Moderne Technik sei hilfreich, aber man sollte sich nicht zu sehr darauf verlassen. Selbst wenn man die genaue Adresse ermitteln könne, gebe es in einem Hochhaus noch immer unzählige Räume, in denen die Kollegen suchen müssten, gibt Mike Filzen zu bedenken.
Nach Ansicht der beiden Feuerwehr-Sprechern haben auch andere moderne Technologien ihre Tücken. In Düsseldorf hätten einige Personen bereits via „Facebook“ um Hilfe gerufen. Andere hätten einfach eine Email verschickt. In Essen ist das bislang nur ein paar Mal passiert. Geholfen wurde zwar trotzdem, da im Notfall aber jede Minute zählt, sind Emails und Kurznachrichten die denkbar schlechteste Wahl.