Essen.. ARD berichtete am Dienstag in der Sendung „Fakt“. Betroffen waren offenbar 28 Kinder in den 50er Jahren. Heimleitung sei geschockt, heißt es.

Schwere Vorwürfe gegen das Franz Sales Haus: Nach einem Bericht des ARD-Magazins „Fakt“ sollen dort Ende der 50er Jahre Medikamentenversuche an Kindern durchgeführt worden sein. Das hätten Recherchen ergeben, die auf den Einschätzungen des Medikamentenexperten Gerd Glaeske und des Historikers Uwe Kaminsky fußen, kündigte der MDR in Leipzig an. Der Bericht wird am Dienstag um 21.45 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Vor allem die überproportional hohen Dosierungen des Medikaments der Pharmafirma Merck würden gegen eine therapeutische Anwendung und für Versuche an Kindern sprechen.

Demnach erhielten 28 Kinder (fünf bis 13 Jahre alt) das Medikament „T-57“. Die Abkürzung stehe für das hochwirksame Neuroleptikum Decentan aus einer klinischen Erprobungsphase. Es war seit Ende 1957 auf dem deutschen Markt. Die Dokumente zu den Medikamentenstudien im Franz Sales Haus habe eine Doktorandin entdeckt, die zu diesem Thema forscht.

Heimleitung habe geschockt reagiert

Die Heimleitung habe geschockt reagiert. Wenn man das so lese, sei es so, dass man das nicht glauben mag, wird Direktor Günter Oelscher zitiert. Er wolle den Fällen nachgehen und biete den Geschädigten Gespräche an. Merck wollte sich nicht äußern, stehe aber einer Aufarbeitung nicht im Wege. Decentan, so heißt es, sei typischerweise bei Psychosen oder Schizophrenien eingesetzt worden. Missbräuchlich wurde es in der Psychiatrie zur Ruhigstellung von Patienten genutzt.

Das Franz-Sales-Haus war bereits im Jahr 2010 von seiner Vergangenheit eingeholt worden. Damals kam heraus, dass Zöglinge in den 1950er und 1960er Jahren sexuell missbraucht und Opfer von Gewalt der Erzieher geworden waren.