Essen-Kupferdreh.. Rainer Busch hat die Kupferdreher Straße unter die Lupe genommen: „An dieser Straße kann man die gesamte Entwicklung unseres Stadtteils ablesen“
Die Kupferdreher Straße: Seit rund 150 Jahren gilt sie als „Hauptschlagader“ des Stadtteils. Der Kupferdreher J. Rainer Busch, Heimatforscher und Autor, hat sie sich deshalb einmal ganz genau angesehen. Haus für Haus – und jedes hat seine ganz eigene Geschichte. Gesammelt hat er diese in seinem neuen Buch: „Kupferdreher Straße – eine Straße erzählt“. Hunderte Bilder, alte wie neue, etliche Anekdoten und Berichte hat Busch zusammengetragen und zu einer spannenden Lektüre gebündelt.
Hinsbeck und Rodberg
Kupferdreh, das war vor seiner Gemeindegründung im Jahr 1875 eigentlich Hinsbeck und Rodberg. Zwei kleine Honnschaften, die zur Abtei Werden gehörten, doch nach deren Säkularisierung im Jahr 1803 ihre knapp 1000-jährige Hörigkeit zum Abt verloren. Beide Honnschaften zusammen zählten im Jahr 1817 nur 438 Seelen, doch spätestens mit dem Bau der Prinz-Wilhelm-Eisenbahn (1830) und dem damit verbundenen sprunghaften Aufstieg des Bergbaus sowie der Ansiedlung der Eisenhütte Phönix (1854), entwickelte sich schnell eine Ortschaft mit zahlreichen Geschäften und Händlern – Bäckern, Metzgern und Schneidern.
Aus der früheren Provinzialstraße, die Steele und Langenberg verband, wurde die Hauptstraße und später – nach Kupferdrehs Eingemeindung in die Stadt Essen im Jahr 1929 – die Kupferdreher Straße, wie sie noch heute heißt.
„Dieses Haus ist mein und doch nicht mein. Dem’s vor mir war, war’s auch nicht sein. Er ging hinaus, ich ging hinein – nach meinem Tod wird’s auch so sein“. Mit diesem alten Hausspruch hat Rainer Busch sein Buch eingeleitet. Er symbolisiert nicht nur den Generationenwechsel, sondern auch die sich ständig verändernde Geschäftswelt an der Kupferdreher Straße.
Rainer Busch hat dieses Kommen und Gehen in seinem Buch dokumentiert. Er nimmt den Leser mit auf seine Reise durch das „Herzstück des Stadtteils“, zeigt den Wandel an Hand von alten und neuen Bildern. Die historischen Aufnahmen haben Bürger des Stadtteils seit vielen Jahren ins Archiv der Kupferdreher Bürgerschaft eingeliefert. „Ich habe sie Haus für Haus archiviert und mit eigenen, neuen Aufnahmen ergänzt.“ Am Ende füllten sie zehn komplette Ordner. „Doch es bedurfte natürlich noch vieler Recherchen, bis daraus dieses Buch wurde “, sagt Busch.
So zeigte er auch Häuser, die es heute gar nicht mehr gibt, weil sie längst abgerissen und meistens durch Neubauten ersetzt wurden. Das letzte Haus auf der „Kupferdreher“ war übrigens früher einmal die Nr. 352, wo die Familie Valentini mit ihrem Söhnen Willi, Karl und Hund Nelli wohnte. Heute geht die Kupferdreher Straße nur noch bis zur Hausnummer Nr. 294. Die Adresse Kupferdreher Straße Nr. 1 gab es allerdings nie.
Aber der Autor erzählt auch Anekdoten, die er durch zeitgenössische Fotos illustriert. Beispielsweise die des 1931 gegründeten Kupferdreher Segelflugvereins, der seine Fluggeräte mittels eines Automobils in die Höhe zog. Da das ausrangierte Vehikel keine Straßenzulassung hatte, musste es mit Pferden und Geschirr durch die Straßen bis zur Startwiese gezogen werden.
Über manche Wohnhäuser, die immer wieder in unregelmäßigen Abständen auf der Kupferdreher Straße zu finden sind, gibt es nur wenig zu sagen. Dagegen über die zahlreichen Geschäfte im Stadtteil umso mehr. „Vom Gastronomen Egidius Bovenspiepen, der in Kupferdreh eine ganze Wirtedynastie gründete, gibt es zum Beispiel eine Menge zu berichten.“
Bei seiner intensiven Recherche fand Busch auch heraus, dass manche Geschäfte zwei- oder dreimal umzogen, aber immer im Kiez blieben. Sie tauchen in seiner Bestandsaufnahme daher unter mehreren Hausnummern auf.
Es ist nur verständlich, dass Rainer Busch sein Buch auf der Kupferdreher Straße der Öffentlichkeit präsentiert: heute, 29. August, ab 10 Uhr, in der Buchhandlung Bast, Kupferdreher Straße 160, die in seinem Werk natürlich nicht fehlen darf.
Dort ist sein Buch auch ab sofort erhältlich. Man kann es aber auch unter kupferdreher-geschichte@t-online.de (portofrei) bestellen.
Kupferdreher Straße – Eine Straße erzählt, von Johann Rainer Busch; ISBN 978-3-00-048996-9 (Verlagsfrei), 280 farbige DIN A 4-Seiten, 24,90 €