Essen.

Mit dem Titel „Das schönste Museum der Welt“ startet am Samstag die erste Sonderausstellung im neuen Museum Folkwang. Für vier Monate kehren die verlorenen Schätze von Cézanne bis Chagall zurürck. Schon jetzt sind über 1500 Führungen gebucht.

Wer sich das „schönste Museum der Welt“, wie der amerikanische Kunsthistoriker Paul J. Sachs das Museum Folkwang 1929 schwelgerisch nannte, heute vor Augen führen will, muss schon ein Weltreisender sein. Die Meisterwerke der Klassischen Moderne, wie man sie bis 1933 in Essen sah, sind in alle Welt verstreut - von Boston bis Beirut, von New York bis Kansas. Für vier Monate kehren sie nun ins Museum Folkwang zurück.

Man kann nur ahnen, welche Mammutaufgabe es gewesen sein muss, an die Rekonstruktion dieser einst weltberühmten Sammlung zu gehen, die von den Nationalsozialisten 1937 zerschlagen wurde. Mehr als 1400 Stücke beschlagnahmten die Nazis damals als vermeintliche „entartete” Kunst. Manche Arbeiten gelten bis heute als verschollen. Andere Meisterwerke gelangten 1939 bei einer Versteigerung in Luzern in Privatsammlungen oder ins Eigentum großer Museen.

Schätze von Cézanne bis Chagall

Für Museums-Direktor Hartwig Fischer ist es ein Blick zurück nach vorn, keine nostalgische Angelegenheit. Mit dieser Ausstellung wolle man die Kriterien schärfen für die zukünftige Museumsarbeit. Zudem rückt die von Eon Ruhrgas unterstützte Großschau schon fast vergessene Sammlungs-Bestände wieder ins Blickfeld: Die Werke außereuropäischer Kunst, wie die japanischen Theater-Masken und die javanesischen Schattenfiguren, die Folkwang-Gründer Karl Ernst Osthaus Anfang des 20. Jahrhunderts mit Verve zusammengetragen hat und die Jahrzehnte in den Depots schlummerten.

Eine echte Herausforderung für Restauratorin Silke Zeich, die nicht nur den Zustand, sondern die kunsthistorische Bedeutung der zahllosen Stücke von China bis Papua-Neuguinea zu bewerten hatte. In Zukunft sollen die Arbeiten im sanierten Altbau ein dauerhaftes Zuhause finden.

Renoirs „Lise mit dem Sonnenschirm“ kehrt zurück

Die echte Sensation der Ausstellung ist freilich die Rekonstruktion der spektakulären Osthaus-Sammlung. Rund 30 der 60 gezeigten Gemälde sind Leihgaben internationaler Museen. Die „Weidenden Pferde IV“ von Franz Marc haben den Langstreckenflug schon hinter sich, das Guggenheim schickt Kandinskys „Improvisation 28” und Philadelphia „Das Purimsfest” von Chagall.

Sorge, die Kunst nicht mehr zurück zu bekommen, gab es offenbar nicht. Sie sei auch unbegründet, erklärt Fischer. Die Beschlagnahmung „entarteter Kunst” wurde 1938 durch ein Gesetz nachträglich legalisiert, die Leihgeber hätten die Arbeiten somit rechtmäßig erstanden. Am Ende habe man sogar „mehr Zusagen als erwartet“ bekommen, sagt Kurator Uwe M. Schneede, langjähriger Direktor der Hamburger Kunsthalle. „Die Museen haben das Vorhaben sofort verstanden.“

Zu den Stars der Schau gehört aber auch eine alte Sammlungs-Bekannte. Renoirs lang vermisste „Lise mit dem Sonnenschirm”, kehrt zurück. Das schönste Museum der Welt – es ist ein Ereignis auf Zeit. Die Lise aber bleibt dauerhaftes Aushängeschild des Museum Folkwang.