Essen.. Von den 14 unter Kartellverdacht stehenden Kanalbaufirmen musste nun eine Baufirma ihren Mitarbeitern betriebsbedingt kündigen. Die Stadtwerke kündigten unwiderruflich an, an die F. W. Bellingen GmbH künftig keine weiteren Aufträge zu vergeben, bereits zugesagte wurden storniert.
Während die Staatsanwaltschaft weiter nach den Schuldigen im Kanal-Kartell sucht, um mutmaßlich illegale Preisabsprachen und angeblich versteckte Gewinne aufzudecken, haben unschuldige Mitarbeiter einer Tief- und Straßenbaufirma in Stoppenberg die Quittung schon bekommen: Die F. W. Bellingen GmbH an der Manderscheidtstraße hat allen Beschäftigten betriebsbedingt gekündigt.
Nicht auszuschließen sei, sagte Geschäftsführer Norbert Goworek gestern in einem Gespräch mit der NRZ, dass am Ende auf das ganze Unternehmen der Deckel komme. Man sei als Auftragnehmer der Stadtwerke „in den Sog der Ermittlungen geraten“, heißt es in der Präambel des Interessenausgleichs zwischen der Betriebsrätin und dem Chef. Das habe dazu geführt, dass „die Stadtwerke unwiderruflich angekündigt haben, an das Unternehmen künftig keine weiteren Aufträge zu vergeben“. Bereits zugesagte seien storniert worden.
Mitarbeiter wurden hingehalten
Jetzt wurde die Belegschaft bei einer Betriebsversammlung unterrichtet. Inzwischen kritisiert die Gewerkschaft IG Bau die Unternehmensführung und die Betriebsrätin heftig, die den Kündigungen trotz fehlenden Sozialplans zugestimmt habe, während die Belegschaft nicht aufgeklärt worden sei, so Jürgen Czech von der IG Bau. Hinausgeworfen habe man die Mitarbeiter – die Gewerkschaft spricht von 50, der Chef von „25 bis 30“, so genau wisse er das nicht – bereits im März und sie seitdem mit Versprechungen, es ginge vielleicht doch weiter, hingehalten.
Erst am vergangenen Freitag habe die Betriebsversammlung stattgefunden, auf der es hoch her gegangen sein dürfte. Und das nicht nur, weil die Betriebsrätin dem Gewerkschaftsvertreter mit einem Hausverbot drohte. Was Czech unterirdisch findet: „Ich habe ein Teilnahmerecht.“ Schließlich seien 50 Prozent der Belegschaft gewerkschaftlich organisiert und hatten um Unterstützung gebeten. „Ich habe große Befürchtungen, dass die Beschäftigten hinters Licht geführt werden.“ Für Czech riecht es gar nach Insolvenzverschleppung, wenn die Firmenleitung bereits Anfang März gewusst habe, dass sie keine Aufträge von den Stadtwerken mehr bekommt, die fürs wirtschaftliche Überleben offenbar von existenzieller Bedeutung waren.
Firmen mussten eine „strafbewehrte Ehrenerklärung“ abgeben
Nicht auszuschließen, dass sich die Unternehmensleitung bis zuletzt Hoffnungen gemacht hat, als die Stadtwerke Mitte März etlichen der 14 unter Kartellverdacht stehenden Kanalbaufirmen das Angebot unterbreiteten, sich wieder um Aufträge zu bewerben – unter einer Bedingung: Sie mussten eine „strafbewehrte Ehrenerklärung“ abgeben und sich verpflichten, eine Strafe zu zahlen, sollten ihnen krumme Geschäfte nachgewiesen werden.
Die F. W. Bellingen GmbH hat keine Post von den Stadtwerken bekommen.