Huttrop.. Früher lebten im „Blinden-Altenheim St. Altfrid“ vor allem Sehbehinderte. Heute wohnen dort nur noch wenige Blinde – doch die sind auf Hilfe angewiesen. Einer von ihnen ist Friedhelm Karg. Seit er sein Augenlicht verlor, lebt der 64-Jährige an der Mathilde-Kaiser-Straße.

Friedhelm Karg konnte noch ein bisschen sehen, als er vor ein paar Jahren nach Huttrop zog. Damals wusste er schon, dass er sein Augenlicht verlieren würde. Inzwischen kann Karg nur noch zwischen hell und dunkel unterscheiden und lebt im „Blinden-Altenheim St. Altfrid“. Eine „Erleichterung“ sei es, dort zu wohnen: „Man hat Kontakt zu anderen Menschen, man muss sich um nichts kümmern.“

Karg ist einer der letzten Blinden im Blinden-Altenheim. Noch vor zehn Jahren konnte jeder vierte Bewohner nicht sehen. Heute liegt der Blinden-Anteil bei nur noch etwa fünf Prozent – die Klientel im Heim ändert sich und mit ihr das Haus selbst. Bis Jahresende wird es umgebaut, es entstehen neue Einzelzimmer.

Die Klientel ändert sich

Die Gründe für den Wandel seien vielschichtig, sagt Heimleiterin Gudrun Bohrenkämper: „Einige Krankheiten kann man heute mit einer OP kurieren. Und manche leben länger alleine zu Hause, weil es früher nicht so viele ambulante Hilfen gab.“ Das Haus an der Mathilde-Kaiser-Straße war einst eine Blinden-Werkstatt, bevor es 1973 von der Stadt Essen übernommen und zum Altenheim umgewandelt wurde. Heute betreibt die Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen (GSE) die Einrichtung. 83 Männer und Frauen leben dort.

Trotz der schwindenden Anzahl Sehbehinderter: Viele Bewohner sind angewiesen auf das Huttroper Heim. Friedhelm Karg etwa kommt aus Oberhausen. Weil es in seiner Umgebung keine Einrichtung gab, die ihn angemessen hätte versorgen können, zog er nach Essen. Dort haben sie Mittel und Methoden, die Blinden einzubinden. Sehende Bewohner kümmern sich um blinde, Mitarbeiter lesen ihnen aus der Zeitung vor, es gibt sprechende Aufzüge, Uhren und Fieberthermometer – all diese Geräte sagen die Etage, die Uhrzeit oder die Körpertemperatur laut an. Sogar sprechende Waagen haben sie im St. Altfrid. „Aber die“, scherzt Friedhelm Karg, „packen immer zehn Kilo drauf“.

Karg hatte, das deutet er an, ein bewegtes Leben. Der gelernte Maschinenschlosser ist „zweimal glücklich geschieden“, im Gespräch zeigt er sich schlagfertig, bringt andere Bewohner zum Lachen. Jetzt lebt er mit erst 64 Jahren im Altenheim. Falls er unglücklich deswegen ist, so zeigt er es Fremden gegenüber nicht. Er genieße seine Sonderrolle in Huttrop, sagt er lächelnd: „Unter lauter 90-Jährigen genieße ich hier ja noch Jugendschutz.“