Essen..

Die Lage auf dem Essener Ausbildungsmarkt ist weiter angespannt. Viele Unternehmen klagen über Defizite bei den Bewerbern. Aber es gibt noch freie Stellen: Zum Beispiel im Café Tosca. Dort kann man sich zum Eiskonditor ausbilden lassen.

Augusta Comte-Levou ist noch auf der Suche. „Zwar habe ich schon einige Bewerber gehabt, der richtige war bisher aber nicht dabei“, sagt die Inhaberin des Eiscafé Tosca in Holsterhausen, das die Italienerin seit zehn Jahren führt. Eiskonditor heißt der Ausbildungsberuf, den Augusta Comte-Levou im Angebot hat – und den gibt es in Deutschland erst seit zwei Jahren.

Damit ist Eiskonditor der neueste – und wohl auch exotischste – Beruf auf dem Essener Ausbildungsmarkt, für den es derzeit noch freie Stellen gibt.

Doch für viele dieser Ausbildungsplätze finden die Betriebe keine geeigneten Lehrlinge. Sogar in Berufssparten wie im Elektrobereich und im Malerhandwerk, die früher keine Probleme hatten, ihre Lehrstellen zu besetzen, sei es heute problematisch, sagt Ulrich Meier, Hauptgeschäftsführer der Essener Kreishandwerkerschaft. Denn: „Rund ein Viertel aller Bewerber hat nicht die nötige Eignung für eine Ausbildungsstelle.“

Defizite bei vielen Schulabgängern

Vor allem in den fünf zentralen Punkten Rechnen, Schreiben, Lesen, Sprache und Sozialkompetenz hapere es bei vielen Schulabgängern. Den Lehrern macht Meier dafür keinen Vorwurf. Die müssten oft nur die Versäumnisse der Elternhäuser ausbügeln und „leisten gute Arbeit.“ Trotzdem gibt es in vielen Branchen auch Lichtblicke: „Tischler, Kfz.--Mechaniker, Goldschmied oder Frisörin und Stylistin sind weiter sehr gefragte Berufe. Und in denen es auch nicht schwer ist, geeignete Auszubildende zu finden.“

„Wir sind beim Endspurt, aber in den Monaten August und September kann traditionell noch viel passieren“, beschreibt Andrea Demler, operative Geschäftsführerin der Essener Arbeitsagentur, die aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Einen Monat vor Beginn vieler Ausbildungen verzeichnet sie noch 1560 Jugendliche, die noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.

„Bewerber sollten weiterhin am Ball bleiben“

Insgesamt suchten seit Beginn des Ausbildungsjahres 4681 junge Frauen und Männer eine Lehrstelle über die Berufsberatung, das waren 387 mehr als im Vorjahr. Bis Juli wurden der Arbeitsagentur von der heimischen Wirtschaft 3142 betriebliche Ausbildungsstellen angeboten, 233 weniger als im Vorjahr. 660 Ausbildungsstellen sind noch unbesetzt. Die Arbeitsagentur ergänzt das Lehrstellenangebot durch 163 außerbetriebliche Ausbildungsplätze.

Andrea Demler appelliert an die Arbeitgeber, dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel durch Ausbildung vorzubeugen: „Bewerber sollten weiterhin am Ball bleiben, auch wenn sich der ursprüngliche Ausbildungswunsch nicht verwirklichen lässt.“ Könnten nicht alle vermittelt werden, setze man zum 1. Oktober auf den Ausbildungspakt.