Essen. Die lachenden Raucher vor der Kneipe störten den 23-Jährigen, der um den Schlaf seines zwei Monate alten Sohnes fürchtete. Da bewaffnete er sich mit einem Baseballschläger und prügelte auf sie ein. Weil sein Kumpel mit einem Messer zugestochen haben soll, geht es vor Gericht um versuchten Totschlag.
Aus Sorge um den Schlaf seines zwei Monate alten Sohnes ging ein 23-jähriger Altenessener auf laute Raucher vor einer Kneipe los. Er bewaffnete sich mit einem Baseballschläger, sein ein Jahr älterer Freund soll mit einem Messer zugestochen haben. Vor dem Schwurgericht lautet die Anklage auf versuchten Totschlag.
Militante Nichtraucher sind die beiden, die sich seit Freitag vor dem Landgericht Essen verantworten müssen, aber eher nicht. In der Nacht zum 22. Dezember 2013 saßen sie in der Wohnung des 23-Jährigen in der Altenessener Karlstraße. Konsumiert hatten sie zuvor bei einem anderen Freund, aber auch zu Hause, Bier, Wodka, Jägermeister, Amphetamine und Marihuana. Nebenan schlief der zwei Monate alte Sohn.
Um 3.17 Uhr gingen einige junge Leute aus der Kneipe gegenüber auf die Straße, um zu rauchen. Die Freundin des Angeklagten und Mutter des Kleinkindes öffnete das Fenster und bat die Gruppe, doch leise zu sein.
Baseballschläger und Messer
Lange hielt die versprochene Ruhe nicht an. Der 23-Jährige zeigte deshalb am Fenster kurz den Baseballschläger, dann war er auch schon unten, schlug laut Anklage zu und verletzte mehrere der Raucher schwer. „Warum der erste Schlag?“, will Richter Andreas Labentz wissen. Der Altenessener, wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt, weiß den Grund nicht: „Ich grübele jede Nacht darüber nach.“
Der Streit eskalierte, weil laut Anklage der Mitangeklagte mit einem Messer eingriff und dabei einem 21 Jahre alten Schüler von hinten in die Lunge stach. Nur dank schneller ärztlicher Hilfe überlebte er. Wegen dieses Stichs muss sich der 24-Jährige wegen versuchten Totschlags verantworten. Er bestreitet die Tat. Er habe nur schlichten wollen und seinem Freund zur Seite stehen, als dieser um Hilfe schrie. Dabei hätte er das am Boden liegende Messer aufgehoben und damit herum gefuchtelt.
Das Opfer belastet ihn allerdings: „Der stand auf einmal unten, das Messer in der Hand, und rief: ,Wer möchte abgestochen werden?’“ Dann sei alles ganz schnell gegangen. Das Gericht hat noch zwei weitere Tage terminiert.