Essen-Borbeck.. Projektwoche: Polizeiprofis geben Tipps, wie man Gefahren komplett vermeiden oder zumindest bewältigen kann.
Gewalt, Überfälle, sexuelle Belästigung – kein Tag ohne Nachrichten wie diese. Und nicht selten sind Jugendliche die Opfer, junge Menschen, die manchmal mangels Selbstvertrauen oder Lebenserfahrung einfach auch nicht wissen, wie man einem Übergriff möglichst komplett entgehen, oder sich erfolgreich wehren kann.
Der Hauptgrund, warum sie an der Gesamtschule Borbeck diese Woche zur Projektwoche ausgerufen haben. „Gewaltprävention und Selbstverteidigung“ heißt es seit Montag und noch bis übermorgen für die gut 120 junge Frauen und Männer der vier 8. Klassen. „Das soll ein fester Bestandteil an unserer Schule werden“, setzt Guillermo Pineiro, seit vielen Jahren im Haus Lehrer für Spanisch, Deutsch und Technik, große Hoffnungen in das Angebot. Denn die, die während der etwa jeweils drei Stunden den Schülern sehr eindrücklich und auch sehr plakativ vor Augen führen, dass selbst das 15-jährige Mädchen gegen einen Zwei-Meter-Kerl nicht ganz chancenlos ist, wissen, wovon sie reden.
Sie, eine junge Kommissarin, arbeitet als Polizeibeamtin beim Präsidium Essen und zudem als Polizeisporttrainerin. Und er ist Kriminologie und Polizeiwissenschaftler mit langjähriger Erfahrung im Bereich Kampfsport und Selbstverteidigung.
Beide schulen sie auch im Auftrag des PSV Essen. Und zwar Krav Maga, eine Form der Selbstverteidigung, die stets von einer körperlichen Unterlegenheit des Anwenders ausgeht. „Und mit anderen repräsentieren wir Krav Maga auch in der Landes-Karategruppe der Polizei NRW“, sagt das Duo, dessen Namen keine Rolle spielen.
Bereits im vergangenen Jahr kamen Pineiro und eine 7. Klasse im Rahmen eines kleinen Workshops in den Genuss, den erfahrenen Polizeiprofis über die Schulter zu schauen. Gewalt an Jugendlichen war damals der Aufhänger und ist es nach wie vor. Schnell reifte in dem Lehrer der Gedanke, das Projekt regelmäßig anzubieten. Aktuell ist’s die Premiere, wenn möglich soll’s aber auch in den kommenden Jahren ein solches Angebot geben. Stets für Schüler des 8. Jahrgangs, stets für die 14- bis 15-Jährigen, die auf der Schwelle stehen von der Jugend zum Erwachsensein.
Natürlich raten die Präventionsprofis, Ärger und gefährlichen Situationen wenn möglich komplett aus dem Weg zu gehen. Natürlich ist der Polizei-Notruf 110 immer erste Wahl. Allein: Manchmal erfordert der Moment einfach auch aktive Eigeninitiative. Mitunter reicht bereits eine selbstbewusste Ansprache, um seinen Gegenüber in die Flucht zu schlagen. Mitunter aber auch nicht – und genau dann kann Krav Maga mehr als helfen.
„Ich hatte den Eindruck, die Schüler waren sehr interessiert“, war auch Guillermo Pineiro beeindruckt, wie die Gäste Neugier entfachten und zudem Sensibilität und Selbstvertrauen schulten.
Gewalt, Überfälle, sexuelle Belästigung – tägliche Nachrichten wie diese werden zwar auch Projekte wie das jetzt in Borbeck nicht komplett verhindern können, gleichwohl aber schärft es die Sinne. Für die Schwächen des Angreifers und die eigenen Stärken.
Eine von zwei Polizeibeamten und Krav Maga-Ausbildern geleitete Lehrerfortbildung zum Thema „Richtiges Verhalten bei gewalttätigen Schülerkonflikten – Eingreifen in kritischen Situation mit und ohne Körpereinsatz“ gibt es am Freitag, 11. März, an der Gesamtschule Borbeck. Thematisiert werden in erster Linie rechtliche Aspekte. Was ist erlaubt? Was mitunter sogar notwendig? Was indes würde zu weit führen? Zudem geben die Referenten den Borbecker Lehrern praktische Übungen und Techniken mit auf den Weg. (14.30-16.30 Uhr, Hansemannstr. 15).