Er lehrte nach dem Krieg mehr als zwei Jahrzehnte lang an der damaligen Folkwangschule, hat viele Spuren im Essener Stadtbild hinterlassen und – war Nazi: Der Bildhauer Adolf Wamper schuf auch die Drachenskulptur mit Wasserbecken im Innenhof des ehemaligen JZE Pape-straße. Nun soll sie in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen werden und der Streit geht los.

„Wir sind Ihnen sehr dankbar für die Recherchen. Sie haben uns vor einem großen Fehler bewahrt.“ Susanne Kreuzer ist Sprecherin der Linken in der Bezirksvertretung III und selten wird sie einem Christdemokraten derart offen den Dank ausgesprochen haben. CDU-Mann Werner Ernst hatte mit seinen Nachforschungen quasi im letzten Moment verhindert, dass die Drachenskulptur der Denkmalliste der Stadt hinzugefügt wird. „Wamper war 1944 von Adolf Hitler in die Liste der ,Gottbegnadeten Künstler’ aufgenommen worden, 1933 bis 1945 Mitglied der NSDAP und einer der meist beschäftigten Künstler im Dritten Reich“, hatte Ernst vorher berichtet: „Wir wollen hier keine Pilgerstätte für Nazis“.

Da mussten die Bezirksvertreter erstmal schlucken. Vom städtischen Denkmalamt hatten sie eine Denkmalkarte zur Entscheidung vorgelegt bekommen. 1963 war der Drache aufgestellt worden, ein typisches Beispiel sei er für Kunst im öffentlichen Raum und habe einen hohen kunstdidaktischen Wert, ist zu lesen. „Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte des Menschen und der Stadt“, wird aus einem Gutachten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Nur kurz wird auch die NS-Vergangenheit Wampers erwähnt.

Initiator ist nicht die städtische Denkmalbehörde, sondern die übergeordnete des LVR. „Wir müssen den Prozess einleiten. Anlass ist auch die beabsichtigte neue Bebauung auf dem Gelände“, so Dr. Martin Bach vom städtischen Denkmalamt. In der Regel spiele bei der Bewertung eines Kunstwerks auch die Biografie des Künstlers eine Rolle, aber: „Der Zeugniswert des Objektes wird nicht dadurch geschmälert, dass Wamper zur Zeit des Nationalsozialismus ein bekannter Künstler war“, ergänzt Bach. Und die Kunstsprache der Nazis zeigt die Skulptur in der Tat nicht mal in Ansätzen.

Der Kunsthistoriker weist daraufhin, dass Wamper nicht ganz so einfach in ein schwarz-weißes Raster passt (siehe unten). Und dass sich kein Gremium gewehrt habe, als 2004 das Turnfestdenkmal am ehemaligen Grugastadion (heute Messeallee/Straßburger Straße) oder 2008 der Brunnen auf dem Rüttenscheider Markt unter Denkmalschutz gestellt wurden. Auch „Anton“, der Glöckner auf dem Deiter-Haus an der Kettwiger Straße, ist von Adolf Wamper. 1970 hat er die Folkwangschule verlassen – da wurde ihm vom Land noch der Professorentitel verliehen.