Essen. Schule an der Wächtlerstraße arbeitet künftig mit Haus in Kiew (Ukraine) zusammen
Dies ist ein Artikel, der von einer Hauptschule handelt, aber es geht mal nicht um die Schließung oder das Ende derselben.Sondern, ganz im Gegenteil, um einen Anfang. Die Hauptschule an der Wächtlerstraße (Südostviertel) bahnt eine Schulpartnerschaft an – mit einer Schule in der Ukraine. Geplant sind Briefwechsel der Schüler und sogar gegenseitige Besuche.
Ukrainische Schulen haben keine Namen
Valentina Svyntsytska war jetzt drei Wochen an der Wächtlerstraße zu Gast, eine Lehrerin der „Schule Nummer 53“ in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine. In der Fünf-Millionen-Einwohner-Stadt sind die Schulen nummeriert, nur wenige haben richtige Namen.
Gewohnt hat die Lehrerin bei der Leiterin der Hauptschule an der Wächtlerstraße, Roswitha Tschüter. „Ich hatte von einem Austauschprogramm für Lehrer gelesen“, erzählt die Essener Schulchefin, „da habe ich sofort gesagt, das kommt für mich in Frage.“
Deutsche Firmen in Kiew machen Deutsch wichtig
Valentina Svyntsytska unterrichtet Deutsch; ihre Schule hat viel Deutsch-Unterricht im Programm, alle Schüler erhalten fünf Stunden pro Woche plus Landeskunde plus deutsche Literatur. Nicht jede Schule in Kiew hat so viel Deutsch im Programm, das macht die Schule so besonders.
„Für viele Bürger ist unsere Schule interessant“, erzählt die Lehrerin fast akzentfrei, „bei uns in Kiew sind viele deutsche Firmen, und viele Leute haben Verwandte in Deutschland.“ Sie selbst kommt zweimal jährlich her, unter anderem ins Sauerland, wo es eine Stiftung gibt, die sich um die Opfer von Tschernobyl kümmert.
„Weniger Hausaufgaben als bei uns“
In Essen aber war Valentina Svyntsytska zuvor noch nie; Roswitha Tschüter führte sie herum, auch durch andere Schulen der Stadt. „Hier bekommen die Schüler weniger Hausaufgaben auf als bei uns zu Hause“, ist der ukrainischen Lehrerin aufgefallen, und: „Die Lehrer sind weniger streng.“
Vom Austausch erhoffen sich beide Pädagogen den berühmten, neuen Blick über den Tellerrand. Und echte Motivation für die Schüler: „Jeder Anlass zum Schreiben einer Mail oder eines Briefes ist gut“, sagt Roswitha Tschüter. „Es ist gut für unsere Schüler, wenn sie sehen, da sind Jugendliche aus einem anderen Land, die Deutsch lernen. Das spornt sie selbst sehr an, weil sie sehen, sie können helfen.“ Die Schüler sollen in Gastfamilien leben, so würden die Reisekosten im Rahmen bleiben.
Beide Lehrerinnen hoffen, dass der Austausch so bald wie möglich starten kann – und auch die Pädagogen viel mitnehmen von den neuen Begegnungen.