Essen konnte dieses Jahr auf der Immobilienmesse Expo Real wenig Neues zeigen. Droht nach den großen Projekten wie dem Univiertel jetzt der Stillstand?
Nein, auch in Essen werden wir weiter von der guten Immobilienkonjunktur profitieren. Wir haben durchaus größere, qualifizierte Anfragen. Im Übrigen stimmt es nicht, dass wir in München nichts Neues präsentiert haben. Wir haben dort das Europacenter II und die DB-Schenker-Konzernzentrale gezeigt. Ich bin überzeugt, dass wir damit entlang der Kruppstraße eine Entwicklung anstoßen, die zu einer weiteren Aufwertung führt. Ich erwarte, dass das Gleiche auch bei dem von Thyssen-Krupp genutzten, demnächst freigezogenen Gebäude passiert.
Gibt es dafür schon Pläne?
Die stark lokal verwurzelten Entwickler und Investoren scharren schon mit den Hufen. Denn es gibt nicht mehr so viele gute Flächen in Essen.
Für Schenker muss das alte AEG-Gebäude weichen. Ist Abriss und Neubau auch beim benachbarten Thyssen-Krupp-Haus denkbar?
Ich würde es vom Grundsatz her nicht ausschließen. Denn eine Revitalisierung bestehender Immobilien gerade aus den 50er oder 60er Jahren ist häufig nicht mehr wirtschaftlich darstellbar. Auch unter energetischen Gesichtspunkten gibt es heute von den Mietern andere Anforderungen.
Dennoch: Schenker und Europacenter sind ja keine wirklich neuen Bauprojekte mehr. Was also kommt in Zukunft Neues?
Die Planungsverwaltung hat für den Zeitraum bis 2025 eine Prognose erstellen lassen, wonach in Essen aufgrund der Nachfrage in den kommenden zwölf Jahren jährlich rund 1000 neue Wohnungen gebraucht würden. Das sind etwa doppelt so viele wie im Univiertel. Dafür müssen aber erst einmal entsprechende Flächen gefunden werden. Dabei ist klar: 1000 Wohnungen im Jahr erzielt man nicht allein mit Lückenbebauung. Das heißt, wir müssen auch größere Neubauentwicklungen anstoßen. Da gibt es das Beispiel „Wohnen am Park“ an der Stelle des alten Real-Marktes in Altendorf. Thyssen-Krupp Real Estate führt dazu entsprechende Gespräche mit potenziellen Investoren und Entwicklern, die relativ weit gediehen sind.
In der Vergangenheit hat die EWG größere Projekte erfolgreich zusammen mit privaten Partnern entwickelt, etwa das Univiertel oder die Gewerbegebiete Econova und M1. Wie sieht es mit dem weiteren Engagement der Wirtschaft aus?
Das wirtschaftliche Umfeld ist schwieriger geworden. Thyssen-Krupp Real Estate hat mit dem Krupp-Gürtel ein durchaus visionäres Projekt für die weitere Entwicklung Essens. Das sind immerhin 65 Hektar. Wir möchten, dass die Gespräche zwischen Planungsdezernat und Thyssen-Krupp schnell dazu führen, dass wir mit dem Masterplan für diese Fläche zwischen Pferdebahn und M3 im Norden vorwärts kommen.
Was sieht der vor?
Im südlichen Bereich um die Schachtanlage wird es darum gehen, Altanlagen zu restaurieren, Vielleicht wird es dort auch Gastronomie geben und drumherum Wohnen. Dann geht es gen Norden sehr schnell in gewerbliche Nutzung über, in der Art und Qualität, wie wir auf der anderen Straßenseite der Bottroper Straße das Gewerbegebiet M1 entwickelt haben.Das setzt voraus, dass Thyssen-Krupp mitzieht. Aber der Konzern ist gerade in einer Phase, in der es sicher nicht leicht ist, Millionen in die Erschließung zu stecken. Ich bin dennoch optimistisch, dass wir Anfang 2014 den Masterplan durchhaben und dann zusammen mit Thyssen-Krupp in den Vertrieb gehen.