Essen. Zum 1. Januar hat Remondis die Leerung der Gelben Tonnen in Essen übernommen. Doch nun schießen die Essener Entsorgungsbetriebe gegen ihren Anteilseigener Remondis. Angeblich soll es verbotene Preisabsprachen bei der Ausschreibung gegeben haben.
Seit 1. Januar ist in Essen mal wieder alles anders. Zumindest was die Leerung der rund 80.000 Gelben Tonnen im Stadtgebiet angeht. Mit dem Jahreswechsel hat die Firma Remondis die Abholung übernommen, nachdem erst Mitte 2013 die Schönmackers Umweltdienste aus Kempen das Geschäft von der Alba gekauft hatte. Für die Essener Bürger soll sich laut Remondis nichts ändern. Die Leerungstermine und -touren bleiben. Auch die rund 20 Mitarbeiter, die erst Schönmackers übernahm und die jetzt unter der Remondis-Flagge fahren.
Offiziell hat Remondis den Zuschlag für die Gelben Tonnen in Essen bis 2016 bekommen. Doch wie lange Remondis im Spiel bleibt, scheint wieder fraglich. Nach Informationen dieser Zeitung könnte es verbotene Preisabsprachen bei der Ausschreibung im Frühjahr 2013 gegeben haben. Das sollen Aktenvermerke belegen, über die Andreas Hillebrand, Interims-Geschäftsführer der Essener Entsorgungsbetriebe (EBE), auf der letzten EBE-Aufsichtsratssitzung 2013 berichtete.
Angeblich Kartellamt und Staatsanwaltschaft informiert
Bundeskartellamt und Staatsanwaltschaft sollen informiert sein. Auf Nachfrage dieser Zeitung lag beim Bundeskartellamt jedoch bislang noch nichts vor. Von der Staatsanwaltschaft Essen war noch keine Stellungnahme zu bekommen. Was die EBE mit der Gelben Tonne zu tun hat? Nun, das städtische Entsorgungsunternehmen, an dem Remondis bekanntermaßen mit einer Minderheit beteiligt ist, hatte in der Ausschreibung ebenfalls ein Angebot abgegeben. Remondis soll jedoch die EBE-Geschäftsführung gegen deren Überzeugung aufgefordert haben, einen auskömmlichen Preis anzugeben.
Weil jedoch zunächst alle Bieter in dem Verfahren mit zu hohen Preisen aufwarteten, wiederholte die zuständige Firma Landbell die Ausschreibung. Wieder bot die EBE mit, und wieder soll Remondis den Essenern einen Preisvorschlag unterbreitet haben. Den Zuschlag für die Leerung bekam schließlich Remondis selbst.
Remondis verspricht reibungslosen Übergang
Ob der EBE allein deshalb der Auftrag durch die Lappen ging? In der Vergangenheit jedenfalls hatte sie sich mehrfach um die Gelbe Tonne bemüht, lag aber mit den Geboten stets zu hoch. Der ehemalige Ebe-Geschäftsführer Klaus Kunze hatte dies immer mit den hohen und nicht konkurrenzfähigen Löhnen der EBE-Mitarbeiter begründet.
Unabhängig von dem neuerlichen Konflikt nach der Kunze-Affäre zwischen EBE und Remondis dürfte für die Essener zunächst wichtig sein, dass der Übergang von Schönmackers zu Remondis pannenfreier verläuft als der Wechsel von Alba zu Schönmackers. Ein Sprecher von Remondis versicherte gegenüber dieser Zeitung: „Es sollte keine Reibungsverluste geben.“