Seinen Namen verdankt es dem südlichen Tor zur mittelalterlichen Stadt Essen. Seine Architektur gilt als stadtbildprägend und ist Zeugnis für die oft zu Unrecht gescholtene Architektur der 50er Jahre: das Haus am Kettwiger Tor.
Wer an Baukultur seine helle Freude hat, wird mit einiger Sorge mit angesehen haben, wie das geschwungene Hochhaus erst über Jahre hinter einem Baugerüst verschwand, um anschließend bis aufs nackte Betonskelett entkernt zu werden. So, als wäre ein hungriges Raubtier über seine Beute hergefallen. Viel ließ es nicht übrig.
Martin Ahrens von der Hamburger Investorengruppe „Achim Griese Treuhandgesellschaft mbH“, die das Haus 2011 von der Allianz-Versicherung und der Allbau-eigenen Altstadt-Baugesellschaft erworben hatte, um es von Grund auf zu sanieren und dann zu veräußern, formuliert es so: Die Betonarbeiten seien deutlich umfangreicher ausgefallen als erwartet. So umfangreich, dass der avisierte Termin zur Wiedereröffnung der Ladenlokale entgegen der ursprünglichen Planung inzwischen um vier Monate nach hinten gerutscht ist; zum Jahresende soll es soweit sein. Alles muss raus - das Schlussverkaufsmotto galt schließlich für Fenster, Heiz- und Klimatechnik, für Treppen, Wände, Zwischendecken...
Da ist es mehr als nur tröstlich, dass der Denkmalschutz der Wiederöffnung mit einiger Vorfreude entgegen sieht. „Wir haben lange mit uns gerungen, ob wir das Gebäude nicht als Denkmal erhalten können“, sagt Petra Beckers, Leiterin des Instituts für Denkmalpflege. Letztlich habe der schlechte bauliche Zustand der „Außenhülle“ dagegen gesprochen - leider kein Einzelfall für die von Beckers für ihre Leichtigkeit geschätzte 50er Jahre Architektur. Umso erfreulicher sei, dass der Eigentümer sich Wünschen und Anregungen der Denkmalbehörde gegenüber sehr aufgeschlossen gezeigt habe. „Einen Bauherrn wie diesen, der Verständnis für die Stadtbaukultur zeigt, findet man nicht oft“, formuliert Beckers fast schon überschwänglich.
Martin Ahrens nennt gerne Details: Treppenhaus und Foyer werden nach der „alten Anmutung“ wieder hergestellt. Bodenbelag, Treppengeländer - alles original. „Man soll sehen, dass es ein Haus aus den 50er Jahren ist“, unterstreicht Martin Ahrens. Worüber die Denkmalpflege besonders glücklich ist: Ein Kasten vollgepackt mit Klimatechnik, den die Vorbesitzer einst auf das Vordach setzen ließen und der den Blick auf die Fassade verstellte, kehrt glücklicherweise nicht mehr dorthin zurück.
Schön zu hören, aber das alles kann nicht darüber hinwegtäuschen , dass die ebenfalls stilprägende Passage, die durch das Gebäude von der Kettwiger Straße zur Akazienallee führte, für immer verschwindet. Warum? „Einzelhändler benötigen größere Flächen“, betont Arens, weshalb die Ladenlokale im Erdgeschoss sich durch das Gebäude erstrecken werden. Die Flächen sind laut Ahrens übrigens komplett vermietet, was für die Büroräume in den oberen Etagen zu 50 Prozent gilt. Drei Arztpraxen richten sich bereits ein.
Sonst werden sich unter den Mietern viele bekannte Namen wiederfinden: die Modekette Hallhuber, die Bäckerei Kamps, Tee Gschwendner, der Tabakladen Wolsdorff...
Was neue Mieter angeht - da schweigt sich Ahrens lieber aus. Dem Vernehmen nach soll ein namhafter Anbieter von Outdoor-Utensilien darunter sein.
Die Konzentration gilt einer Mammutaufgabe: der Fertigstellung möglichst rechtzeitig vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts.