Essen. Verdi-Gewerkschafterin Gerster äußert sich zur Causa Rassismus und Polizeigewalt in Essen. Derweil ist ein Video ihrer Rede beschnitten worden.
Die Rassismus- und Gewaltvorwürfe der Gewerkschafterin Uschi Gerster gegen die Polizei während und nach der Black-Lives-Matter-Kundgebung vor dem Uniklinikum Essen am vergangenen Dienstag ziehen weitere Kreise. Jetzt hat sich die Sprecherin der Verdi-Vertrauensleute selbst dazu geäußert.
Ausgangspunkt ist, dass Gerster bei der Kundgebung unmittelbar nachdem sie von tödlichen rassistischen Gewalttaten der Polizei in den USA und dem „Mord an George Floyd“ gesprochen hatte, sagte, auch die deutsche Polizei beginge rassistisch motivierte Gewalttaten, die Menschenleben forderten. Auf die Frage dieser Redaktion nach konkreten Beispielen für rassistische Morde antwortete Gester „im Mittelmeer“ und fügte bei einem späteren Anruf in der Redaktion noch den „Fall Adel B.“ als Beispiel an.
Verdi-Sprecherin: von Mord sei keine Rede gewesen
Gerster, die nach eigenen Angaben seit 44 Jahren aktive Gewerkschafterin ist, widerspricht dieser Darstellung nun in einer persönlichen Erklärung: Demnach habe sie in ihrer Rede zu keinem Zeitpunkt das Wort „Mord“ verwendet, sondern lediglich auf Nachfrage der Reporterin darauf hingewiesen, „dass es auch in Deutschland immer wieder zu rassistisch motivierter Polizeigewalt kommt, die auch Menschenleben fordert und ergänzt, dass es politisch geduldet wird, dass im Mittelmeer tausende Flüchtlinge ertrinken.“
Ferner wirft Gerster unserer Redaktion „eine verfälschende Berichterstattung“ vor, die für OB Kufen, den Essener Polizeipräsidenten und die CDU „ein willkommener Anlass“ gewesen sei, „vielfältige Kritiken an rassistischen Einflüssen in der Essener Polizei zu leugnen und Tötungshandlungen, wie gegenüber Adel B., zu verharmlosen.“
Verdi entfernt Passage aus Video der Kundgebung
Während Gerster in ihrer „persönlichen Erklärung“ der Redaktion vorwirft, im Zusammenhang mit der deutschen Polizei falsch zitiert worden zu sein, wurde in dem Youtube-Video ihrer Rede, das Verdi selbst online gestellt hatte, just diese Passage gelöscht: „Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu rassistisch motivierter Polizeigewalt, die auch Menschenleben fordert. […] Immer wieder kommt es vor, dass auch deutsche Beamte Menschen erschießen, meist handelt es sich dann um Geflüchtete oder Menschen mit Migrationshintergrund. Solche Vorfälle werden so gut wie nie aufgeklärt, bzw. die Täter nicht belangt. Selbst die Antidiskriminierungsstelle des Bundes sagt, dass rassistische Polizeimaßnahmen in Deutschland verbreitet sind.“
Um mindestens eine Minute wurde das Video gekürzt. Denn: Gersters Rede war so lang, dass anschließend noch ein Mann mit Megafon dazu aufrufen konnte, sich eine Minute lang hinzuknien, um 8:46 Minuten voll zu kriegen - genau so lange, wie der amerikanische Polizist sein Knie in den Nacken des Afroamerikaners George Floyd presste und ihn so tötete. In dem auf Youtube verfügbaren Video spricht Gerster jetzt nur noch 6:24 Minuten. Im Bild ist bei Minute 4:10 der Schnitt deutlich erkennbar.
Auch auf der Homepage von Verdi unter der Überschrift „Rede auf der heutigen Black Lives Matter Kundgebung“ sind Gersters Sätze über die deutsche Polizei weggelassen worden. Eine Anfrage dieser Redaktion, wer diese Passage entfernt hat und warum, ließ Verdi bisher unbeantwortet.