Essen.. Wer sich bei konfessionellen Krankenhäusern bewirbt, darf Muslim sein, nicht aber religionsfern. Ein Abiturient aus Heisingen schaffte es erst im zweiten Anlauf.
Wer sich in Essen für einen Pflegeberuf bewerben will, hat eine große Auswahl. Vier Krankenhaus-Verbünde bieten Lehrstellen an, daneben gibt es die große Uniklinik und das benachbarte LVR-Klinikum. Was interessant ist: Neben schulischen Leistungen und dem Auftreten im Vorstellungsgespräch kann ein Bekenntnis zum Glauben die Jobaussichten beeinflussen.
Das erlebte ein Abiturient aus Heisingen, der anonym bleiben möchte. Er hatte sich bei den Kliniken Essen-Mitte beworben und stand, nach eigenen Worten, vor der Unterschrift. Dann kam in dem evangelischen Haus die Frage, ob er einer Religion angehöre. Er sei nach christlichen Werten erzogen, gehöre aber keiner Kirche an, bekannte er. Die Zusammenarbeit kam daraufhin nicht zustande.
Neben Christen auch Muslime und Buddhisten angestellt
Wer das Huyssensstift der KEM betritt, wird von einem schwarzen Holzkreuz begrüßt. Die Klinik hat eine eigene Kapelle sowie je einen evangelischen und katholischen Seelsorger. „An unseren Kliniken ist jeder eingeladen, sich zu bewerben. Egal welcher Religion angehörig“, erklären die Kliniken Essen-Mitte. Man entscheide „individuell und abhängig von der Qualifikation“, ob es zur Einstellung kommt. „Da sich die Arbeitsweise unserer Mitarbeiter an christlichen Werten orientiert und wir uns als Teil des Evangelischen Kirchenkreises sehen, begrüßen wir es, wenn die Kandidaten dieses Bewusstsein teilen“. Entscheidend ist, dass der Bewerber überhaupt einer Religion angehört, denn neben Christen zählen auch Muslime und Buddhisten zu den Mitarbeitern. „Christliche Werte“ sehen die Kliniken Essen-Mitte hier offensichtlich eher gewährleistet als bei Agnostikern oder Atheisten.
Auch die Contilia-Gruppe (u.a. Elisabeth-Krankenhaus) und das Katholische Klinikum im Norden der Stadt haben konfessionelle Träger. Auch sie setzen auf religiöse Vielfalt. „Grundsätzlich spielt bei der Einstellung die Zugehörigkeit zu einer Religion keine ausschlaggebende Rolle. In unseren Häusern arbeiten Menschen der verschiedenen Religionen sowie Menschen, die nicht getauft sind und keiner Religion angehören“, teilt Contilia auf Anfrage mit. Und schränkt ein: „Ein ausschlaggebender Punkt ist es, wenn sich Menschen durch einen Austritt aus einer der christlichen Kirchen gegen diese gestellt haben.“ Wer also aus eigenem Antrieb die Kirche verlassen hat, wird bei der Contilia nicht eingestellt. Wer nie in einer Kirche war, hat dort weiter Berufs-Aussichten.
KK: Katholische Bewerber bevorzugt
Das Katholischen Klinikum (KK) mit drei Häusern im Norden bekennt sich offen dazu, dass „bei gleicher Qualifizierung und Eignung die Religionszugehörigkeit zur katholischen Glaubensgemeinschaft einen positiven Einfluss auf die Auswahlentscheidung hat“. Und: „Grundsätzlich stellen wir Menschen aller Religionsgemeinschaften ebenso ein, wie Menschen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören.“
Das ist offenbar zutreffend. Der Abiturient aus Heisingen, der sich christlichen Werten ohne Kirchenzugehörigkeit verpflichtet fühlt, hat doch noch eine Zusage bekommen: vom Katholischen Klinikum.