Essen. Brennende Elektroautos stellen die Einsatzkräfte vor besondere Herausforderungen. Die Essener Feuerwehr will sich darauf einstellen - nur wie?

Noch hat auf Essener Stadtgebiet kein Elektro-Auto in Flammen gestanden – doch die Zahl der Fahrzeuge mit den alternativen Antrieben wird steigen und mit ihr das Risiko lichterloh brennender und nur schwer zu löschender Lithium-Akkus. Die Einschläge, sie kommen jedenfalls näher: Während es in Essen bislang bei einer brennenden Pedelec-Batterie im Keller eines Altendorfer Mehrfamilienhauses blieb, ging zuletzt Anfang des Jahres in Herne ein Elektrowagen der Post nachts in Flammen auf. Die massive Hitzeentwicklung explodierender Batterien zerstörte sogar die Fensterscheiben umstehender Gebäude.


Die Essener Feuerwehr weiß um die besonderen Herausforderungen dieser absehbaren Einsätze, bei denen es nicht mehr reichen wird, die äußerlich sichtbaren Flammen zu ersticken, und will sich darauf einstellen. Deren Sprecher Mike Filzen bemerkt mit Blick auf die Autoindustrie und den Sicherheitsmarkt gleichermaßen aber auch: „So richtig angegangen ist das Thema noch niemand.“

Das brennende Auto in einem mit Wasser gefüllten Container versenken

So werden sich die die Einsatzkräfte an der Eisernen Hand vorerst mit einer alten sogenannten Mulde behelfen müssen. In dem randvoll mit Wasser befüllten roten Container kann im Ernstfall das ganze brennende Auto versenkt werden. Nicht nur, um das Feuer zu löschen, sondern vor allem, um die Akkus dauerhaft zu kühlen. Allein das kann die aus dem Ruder laufenden chemischen Prozesse stoppen, deren Temperaturen die 1000-Grad-Marke knacken können.

„Wasser, Wasser, Wasser“, ist für Filzen das bislang einzig probate Gegenmittel, wenn der Einsatz heißt: „Brennt E-Auto“. Und selbst das wirkt nicht immer zuverlässig: „Manchmal fangen die Batterien nach einer Woche wieder an zu brennen“, weiß der Feuerwehrsprecher. Dass dieses Manko dann eher ein Problem eines Entsorgers als eins der Feuerwehr ist, macht die Sache nicht unbedingt besser. Und die alte Mulde will ja auch erst mal von der Eisernen Hand zum jeweiligen Einsatzort transportiert werden.

Löschlanzen werden als angeblich beste Technik gegen Akku-Brände verkauft

Zur Zeit werden zwar sogenannte Löschlanzen als die angeblich ultimative Einsatztechnik bei E-Autobränden verkauft. Das ist ein stählernes Strahlrohr mit einer Spitze, die es ermöglichen soll, bis zum Kern des brennenden Akkus vorzustoßen, um den Angriff gezielter fahren zu können. Die Essener Feuerwehr hat jedoch noch so ihre Zweifel an der tatsächlichen Wirksamkeit dieses Verfahrens. Andere Behörden haben Container angeschafft, die ein bisschen mehr als die alte rote „Wanne“ von der Eisernen Hand aufzubieten hat. Sie sind mit einer Seilwinde und einem Schlauchanschluss ausgestattet. Das Auto wird hineingezogen, die Klappe verschlossen und der Stahlbehälter anschließend geflutet.

Dafür Geld auszugeben, hält die Feuerwehr bislang allerdings für keine gute Idee. Vielleicht, so die Hoffnung, werde ja noch etwas Neues erfunden, um Batteriebränden effektiver begegnen zu können. Etwa eine Vorrichtung, mit der ein brennender Akku von dem Auto abgekoppelt und mit weit weniger Aufwand und Folgeschäden auf der Straße abgelöscht werden kann. Der große Vorteil liegt für Filzen auf der Hand: Es fackelt oder taucht nicht gleich der ganze Wagen mit ab. Und im Idealfall ist dann auch noch ein Ersatz-Stromspeicher zur Hand, mit dessen Unterstützung die Fahrt in einem unversehrten E-Mobil fortgesetzt werden kann. Bis es soweit ist, bleibt die Elektromobilität ein heißes Eisen - auch für die Feuerwehr.