Essen.. Mit einer Höhe von 127 Metern gehört der Turm des Essener Energiekonzerns RWE zu den Wahrzeichen des Reviers. Doch in Folge der Energiewende ist der Konzern angeschlagen und braucht neben Geld auch weniger Bürofläche. Ausziehen wird der Konzern jedoch wohl nicht - sondern den Turm mieten.

Mit seinen 127 Metern ist der Turm des Essener Energiekonzerns RWE das höchste Bürogebäude im Ruhrgebiet. Durch seine auffällige Architektur hat sich das Hochhaus zu einem Wahrzeichen der Region entwickelt. Doch nun will sich RWE vom Turm trennen. „Wir verhandeln derzeit mit nationalen und internationalen Investoren über einen Verkauf der Immobilie am Opernplatz, dem sogenannten RWE-Turm“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. Die Verhandlungen nähern sich offenbar der Zielgerade.

Nach Informationen dieser Zeitung soll RWE zunächst aber langfristig als Mieter in den Büros bleiben. Wie es heißt, hat der Konzern ein Bieterverfahren ausgeschrieben, das „in den letzten Zügen“ liege. Derzeit stehe man in Verhandlungen mit noch zwei Interessenten. „Wir bekennen uns deutlich zu dem Standort und werden im Gegenzug das Gebäude langfristig zurückmieten“, bestätigte eine Konzernsprecherin auf Nachfrage.

Bau kostete 150 Millionen  Euro

Durch den Verkauf der Immobilie könnte der Energiekonzern allerdings langfristig auch seinen Abschied aus dem Turm vorbereiten, dessen Bau er sich vor nicht einmal zwei Jahrzehnten rund 300 Millionen Mark (150 Millionen Euro) hatte kosten lassen. Die Konzernzentrale werde in Essen bleiben, hatte Personalchef Uwe Tigges unlängst erklärt. Ob sie aber in zehn Jahren noch im Turm sein werde, sei nicht klar. Der erst 1997 bezogene Hochhaus-Turm am Opernplatz sei „aufgrund seiner runden Architektur grundsätzlich ungeeignet für eine moderne Konzernverwaltung“. Es gebe zu viele Freiflächen und fensterlose Räume in der Mitte des Turms.

Neben der Konzernzentrale will RWE weitere Gebäude zu Geld machen. Der Plan ist, sich weitgehend von Immobilien zu trennen, deren Erhalt fürs Unternehmen nicht erforderlich sind. „Als Energieversorger konzentrieren wir uns auf unser Kerngeschäft. Immobilienbesitz gehört nicht dazu“, stellte das Unternehmen klar. Die bisherigen Flächendimensionen müsse man vor dem geplanten Personalabbau überdenken, hieß es dazu aus Konzernkreisen.

Entscheidung mit Symbolcharakter

Der Verkauf des Turms ist dabei eine Entscheidung mit Symbolcharakter. Die Folgen der Energiewende machen RWE schwer zu schaffen. Die goldenen Zeiten des Konzerns, der durch Kohle- und Kernkraftwerke stark geworden ist, sind vorbei. Angesichts des geplanten Personalabbaus benötigt RWE weniger Bürofläche.

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Wolkenkratzer, einst Inbegriff von Wirtschaftsmacht und Moderne, scheinen bei den Konzernen ohnehin aus der Mode zu kommen. Der Abschied von Thyssen-Krupp aus dem Düsseldorfer Dreischeibenhaus war auch mit der Architektur des schlanken Hochhauses begründet worden, das an zwei Stahlbrammen erinnert. In Bochum gibt es Planungen für einen mehr als 100 Meter hohen „Stadtturm“, doch aus der Idee, den BP-Konzern („Aral“) als Mieter zu gewinnen, wurde nichts. Der Mineralölkonzern verhandelt derzeit über die Mietpreise für das bestehende Bürogebäude und erwägt einen Wegzug aus Bochum.

Nicht allzuviel Aufregung

In Essen führt die Verkaufsabsicht von RWE nicht zu allzu viel Aufregung. Entscheidend sei, dass RWE nicht nur in Essen bleibe, sondern sogar hier seine Aktivitäten konzentriere, sagte Dietmar Düdden, Leiter der Wirtschaftsförderung. Tatsächlich plant der Konzern neben dem Verkauf seiner Zentrale auch einen Neubau. Für die ausgedehnten RWE-Grundstücke im Essener Nordviertel, wo bereits die Energiehandelstochter Supply and Trading ihren Sitz hat, wird über einen „RWE-Campus“ nachgedacht.