Jake Manning entwickelt Apps, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Erster Kunde ist eine Essener Fleischerei. Seine Ziele sind groß.

Den Pazifischen Ozean hat Jake Manning eingetauscht gegen die Ruhr, die australische Hitze gegen deutsches Schmuddelwetter und die Hochhäuser Sydneys gegen ein Altbaubüro an der Meisenburgstraße. Seit einem Jahr lebt der Australier in Essen, vor vier Monaten gründete er sein eigenes Unternehmen „Bio Check Technologies“. Manning hat eine Software entwickelt, mit deren Hilfe die Verschwendung von Nahrungsmitteln reduziert werden soll. Als Kunden will Manning vor allem Supermärkte und große Kantinen gewinnen, erster Abnehmer der App ist eine Essener Biofleischerei.

Kernjob des Start-Up sind Software-Lösungen. „Wir entwickeln sogenannte White Labels“, sagt Manning. White Labels oder Weißprodukte werden nicht unter dem Namen des Herstellers, sondern unter dem Namen des jeweiligen Kunden vertrieben. Heißt im Fall von Bio Check Technologies: Das Unternehmen entwickelt Apps für Handys und Tabletcomputer – die Kunden können sie dann unter ihrem Namen anbieten.

Zutatengenaue Rezepte

So wie die Fleischerei Burchhardt. Wer die App auf sein Handy geladen hat, bekommt jede Woche ein Rezept vorgeschlagen – die Zutaten für die Gerichte sind dann passgenau in den Burchhardt-Filialen in der Stadt vorrätig. So sollen möglichst gar keine Lebensmittel weggeschmissen werden.

Die Fleischerei ist für Jake Manning ein erster Testlauf, seine Ziele sind größer. Als Abnehmer gewinnen will er vor allem große Kantinen und Supermärkte. Deren Kunden sollen durch die App etwa über Sonderangebote in Echtzeit informiert werden, besonders über Waren die kurz vor dem Verfallsdatum stehen. „Effizienz ist der Schlüssel zur Nachhaltigkeit“, sagt Manning. „Wir bieten beiden Seiten einen Nutzen: Der Händler kann noch Geld verdienen, bevor er verderbliche Ware entsorgen muss und der Kunde spart durch die Aktionsangebote etwas.“ In Firmenkantinen ist ein anderer Einsatz gedacht: Angestellte können über ihr Handy den Speiseplan der Woche abrufen und sich im Vorfeld aus ein Gericht festlegen. Die Köche können dann genau planen, was sie einkaufen müssen und was nicht.

Als australischer Gründer in Deutschland personifiziert Jake Manning übrigens einen Trend. Nach den Erkenntnissen des jüngst veröffentlichen Start-Up-Monitors haben bundesweit rund 30 Prozent der Gründer keinen deutschen Pass. Nach Essen gekommen ist Manning durch sein Master-Studium an der Uni. Während eines Praktikums beim Energieriesen Eon entwickelte sich die Idee für das Start-Up. Der Einfall überzeugte auch das Unternehmen selbst, sie nahmen den Australier in ein Förderprogramm für junge Gründer auf. Auch die Essener Wirtschaftsförderung unterstützt Manning. In Essen fühlt sich der 31-Jährige mittlerweile heimisch, lebt hier mit seiner Familie. Als Standort für sein Start-Up schätzt er die Nähe zu großen Unternehmen – aber nicht nur das. „Essen ist ein spannender Ort“, sagt er. „Die Technologieszene wächst und immer mehr innovative Start-Ups werden von der Stadt angelockt.“