Essen. Wo einst eine öde Brache den Campus der Universität Duisburg Essen vom Rest der Stadt trennte, ist mit dem Universitätsviertel ein neues Quartier entstanden: Essens Grüne Mitte. Das Vorzeigeprojekt mit Luxus-Wohneinheiten findet reißenden Absatz.
Ich kann mich noch gut an diesen öden Ort zwischen Nordcity und Uni erinnern: Grau, nichts als Schotter, umringt von gesichtslosen Fünfziger-Jahre-Bauten, den Puff in Sichtweite und durchtrennt von einem Bahndamm war der 13,3 Hektar große Platz alles andere als ein Vorzeigeobjekt. „Nachtjackenviertel“ sagten die Essener dazu und mieden die Brachfläche, auf der sich einst der Großmarkt und der Güterbahnhof Nord befanden.
Heute fallen dem, der den einstigen „Unort“ betritt, freundlichere Attribute ein: Grün, hell, modern, schick und großzügig ist das neue Wohnviertel, das mitten in der Stadt entstanden ist und immer noch entsteht, wovon die zahlreichen Kräne zeugen, die ihre stählernen Hälse in den blauen Himmel recken. Ein kleiner Park mit Wasserlauf durchzieht das Quartier, das sich stolz „Universitätsviertel - Grüne Mitte Essen“ nennt. Enten und Gänse grasen auf akkurat geschnittenem Rasen, unbeeindruckt von der Gruppe Studenten, die sich auf Decken am Wasser niedergelassen hat, um die Sonne anzubeten.
Noch sind die frisch angepflanzten Bäume zu jung, um Schatten zu spenden. Langsam füllt sich das Eiscafé auf dem zentralen Platz, der den Blick und den Weg zur Universität freigibt. Endlich! Denn neben den luxuriösen Miet- und Eigentumswohnungen, die eine gut situierte Klientel in die Innenstadt ziehen soll, war auch die Öffnung zur Hochschule ein erklärtes Ziel der Planer. Beides ist gelungen in diesem städtebaulichen und architektonischen Vorzeigeobjekt, das zumindest im Ruhrgebiet seinesgleichen sucht.
Freizeitradler kommen in Scharen
Innerhalb kürzester Zeit waren nicht nur alle Wohneinheiten vermietet oder verkauft, auch für die letzten Objekte, die zur Segerothstraße hin gerade erbaut werden, stehen die Interessenten Schlange. Eine der glücklichen Mieterinnen ist Ulrike Cordes. Die Altenessenerin hat sich bewusst für die Grüne Mitte entschieden und ist mit ihrer komfortablen Wohnung samt Loggia mehr als zufrieden. „Hier stimmt einfach alles - das Ambiente, die Nähe zu Innenstadt, zu Theater, Kino“, schwärmt sie, „und ich finde es toll, dass so viele Studenten unser Viertel beleben.“
Dass besonders an den Wochenenden Freizeitradler in Scharen einfallen und den Bewohnern neugierig in die Gärten und auf die Balkone schauen, stört sie nicht. „Man ist ja auch stolz, hier zu wohnen.“ Auch die Vorhersage mancher, dass sich die Obdachlosen- oder Trinkerszene in den gepflegten Innenhöfen ausbreitet, hat sich nicht bestätigt. Dafür kommen die kleinen Achmeds, Leilas oder Pjotrs aus den umliegenden Häuserblöcken, erobern den farbenfrohen Spielplatz oder waten fröhlich durchs kniehohe Wasser. Bei aller Exklusivität - das neue Wohnviertel will sich nicht abschotten sondern angenommen werden.
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