Werden..

Das Stadtbad Werden wird - zumindest vorerst - nicht geschlossen. Darauf verständigten sich nun Politik und Espo. Eine Nachricht, wie Balsam für die gemarterte Seele von Betreiber Ulrich Legel. Doch damit ist die Zukunft des Bades noch lange nicht gesichert.

Doch auch der WTB-Vorsitzende weiß, dass damit möglicherweise eine Schlacht erfolgreich geschlagen, aber der Krieg noch lange nicht gewonnen wurde. „Natürlich freut mich diese Aussage sehr“, sagt Legel, „doch ich bin mir durchaus bewusst, dass es sich dabei bislang nur um eine Absichtserklärung, um eine Empfehlung handelt.“ Eine definitive Entscheidung über das Schicksal des Werdener Stadtbades sei damit noch lange nicht gefallen“, so Legel.

Schon deshalb wird der WTB-Chef nicht müde, Werbung in eigener Sache zu machen. Für das Bad, aber natürlich auch für das darin integrierte Sport- und Gesundheitszentrum (SGZ), das als Haupteinnahmequelle gilt. Dank der SGZ-Einnahmen konnten die Betreiber das Stadtbad aufwendig sanieren. Investitionen von ca. 300 000 Euro sind in die Anlage an der Körholzstraße geflossen.

Eine Investition, die sich gelohnt hat. „Vor 15 Jahren haben wir hier mit 40 Kursen begonnen“, erklärt Legel. Heute sind es bereits 137; darunter auch Schwimmkurse. „Und noch immer gibt es so viele Nachfragen, die wir bei aller Liebe und Einsatz nicht erfüllen können, denn auch unsere Wasserzeiten sind begrenzt“, sagt Legel. Das Bad boomt. Im Jahr 2009 registrierte man 91 000 Gäste; 35 000 davon kamen allein aus Vereinen und Schulen. „Wo sollen die alle hin, wenn es uns nicht mehr gibt?“, fragt sich Legel.

Eine Antwort darauf haben weder die Vereine noch die Schulen. Es mangelt an Alternativen - darüber sind sich alle Schulleiter einig. 51 Stunden pro Woche tummeln sich die Schüler im Wasser. Alle Werdener Schulen sind vertreten. Natürlich auch das Gymnasium Essen-Werden, das vis-a-vis an der Grafenstraße liegt. Eine Schließung des Bades käme für Schulleiterin Felicitas Schönau einer „gelinden Katastrophe“ gleich: „Eine Fahrt in das benachbarte Kettwig würde eine halbe Stunde dauern.“ Wertvolle Zeit, die vom eigentlichen Unterricht abgezogen werden müsste. Neben den wöchentlichen acht Bahnstunden während des regulären Unterrichts bietet das Gymnasium auch noch eine Schwimm-AG an. „Im Fall der Fälle müssten wir dieses Angebot ersatzlos streichen“, malt Felicitas Schönau ein düsteres Szenario.

Rüttenscheid bietet keine Alternative

Der Faktor Zeit spielt auch für Heike Freitag, Schulleiterin der Schule an der Jacobsallee, eine gewichtige Rolle. „Unsere Alternative wäre wahrscheinlich Rüttenscheid. Doch dann sind wir so lange unterwegs, dass der Unterricht im Bus stattfinden würde.“ Natürlich sieht auch Heike Freitag die Notwendigkeit des Sparens, doch die Frage sei, an welcher Stelle gespart werden muss und sollte. „Ich bin der Meinung, die Kinder sollten schwimmen können, wenn sie die Grundschule verlassen.“

Das Mariengymnasium setzt schon seit längerer Zeit einen eigenen Shuttle-Bus nach Rüttenscheid ein, nur die älteren Jahrgänge gehen ins Stadtbad. „Von daher gesehen, ist das Thema für uns nicht ganz so akut“, erklärt Hanspeter Loewen. „Doch auch wir müssten zumindest in Ansätzen umdisponieren“, führt der Schulleiter aus.

Ob Rüttenscheid wirklich eine Option darstellt, wagt Corinna Seibring, die die Heckerschule leitet, ernsthaft zu bezweifeln: „Meines Wissens sind in Rüttenscheid keine Schwimmzeiten mehr zu bekommen.“ Ins selbe Horn stößt auch ihr Pendant von der Goetheschule, Vera Bittner. Von der Entfernung her wäre Rüttenscheid kein Problem, doch auch sie vermutet eine Überlastung der Bäder. Da der Schwimmunterricht zum Curriculum zähle, könne man ihn nicht einfach streichen. Vielleicht verlagern wir ja im Notfall alle unsere Projekte im Sommer an den Baldeneysee“, übt sie sich in Ironie.