Essen-Rellinghausen. Mit ihrem Longboard-Shop in Essen-Rellinghausen besetzen Sascha Gabriel und Olaf Kükelheim eine Nische im Ruhrgebiet. Gleichzeitig haben sie eine Plattform für Streetart-Ausstellungen geschaffen. Die erste von Graffitikünstler David Hufschmidt ist am Samstag ab 11 Uhr zu sehen.
Wenn Gulia Alfeo ihr Brett betritt, dann fährt sie nicht einfach. Sie tanzt. Vollführt waghalsige Tricks und sieht dabei so aus, als sei die Welt für sie erst mit vier Rollen wirklich komplett. Die 20-Jährige gehört zu den Talenten der Longboard-Szene im Ruhrgebiet. „Der Hype ist so langsam auf dem Höhepunkt angekommen“, sagt Gulia, die an der Rellinghauser Straße endlich ein zweites Zuhause gefunden hat.
Olaf Kükelheim und Sascha Gabriel haben dort mit „Rip & Noise“, den ersten Laden im Revier eröffnet, der sich allein auf Longboards spezialisiert hat. In den vergangenen Jahren erfährt der Sport – einst von Surfern entwickelt, die ihr Hobby vom Wasser auf den Asphalt bringen wollten – eine Renaissance, ist auch aus dem Essener Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Kükelheim und Gabriel gehören dabei selbst zu den „klassischen“ Skatern der ersten Stunde. „Wir kennen uns seit 20 Jahren, sind früher immer an der Wickenburg zusammen Skateboard gefahren“, erinnert sich Gabriel.
Szenengröße aus dem Essener Süden
„Longboard fahren ist etwas entspannter. Da das Brett länger ist, bewegt man sich nicht so hektisch“, sagt Kükelheim, der durch seinen neunjährigen Sohn die alte Leidenschaft wieder für sich entdeckte. „Das ist ein schönes gemeinsames Hobby. Leider musste ich für unsere Ersatzteile aber immer bis nach Köln fahren. Deswegen haben wir uns gedacht, einfach unseren eigenen Laden zu eröffnen“, erzählt der 43-Jährige, der seinen Lebensunterhalt eigentlich als Cutter beim Fernsehen verdient.
Kumpel Sascha Gabriel baut hauptberuflich Möbel für Skateshops, war sofort Feuer und Flamme für die Idee: „Wir machen das ja neben unseren richtigen Jobs, einfach, weil wir den Sport lieben.“ Die Boards bauen die beiden dabei nicht selbst, sondern kaufen sie bei Größen der Szene ein – zum Beispiel bei Markus Möhlmann, der mit seinen „Kaliber“-Longboards seit 15 Jahren deutschlandweit den Markt prägt – und ebenfalls im Essener Süden wohnt.
Lokale Skategeschichte der 70er bis 90er
„Rip & Noise“ soll dabei in Zukunft auch eine Plattform für Ausstellungen sein, die sich rund um die Skate- und Streetart-Szene drehen. Den Auftakt macht ab dem heutigen Samstag ab 11 Uhr Graffiti-Künstler David Hufschmidt, auch bekannt als „The Top Notch“. Der gestaltete unter anderem die Brückenpfeiler nahe der A42 am Stadthafen mit seinen Großformaten. Zwei Wochen lang stellt er seine Grafiken und Graffiti nun bei Olaf Kükelheim und Sascha Gabriel aus, gestaltete auch eine Außenwand im Garten.
Für den Juli hat sich bereits Joachim Leonhardt angekündigt – ebenfalls ein Essener Skater aus den Anfangsjahren, in denen das Brett die deutschen Straßen eroberte. Leonhardt widmet seine Ausstellung der lokalen Skategeschichte der 1970er- bis 1990er-Jahre.