Essen. Hunderte Zombies zogen am Donnerstag durch die Essener Innenstadt. Doch davor stand das große Schminken an – die NRZ schaute einer Teilnehmerin dabei zu. Die 22-jährige Maren lies sich zum „unschuldigen Zombiemädchen mit Teddy“ verwandeln. Dazu brauchte es jede Menge Kunstblut, flüssiges Latex und einen guten Visagisten.
Der Tisch von „AbbadonZ“ ist wahrlich kein schöner Anblick: Rot verschmierte Wattetupfer pflastern die Holzplatte, dazwischen liegt eine mit Kunstblut gefüllte Spritze und ein Töpfchen mit flüssigem Latex. Die Szenerie erinnert eher an eine Not-Operation im Krankenhaus.
Seinen richtigen Namen will der Zombie-Visagist nicht verraten: „Der Arbeitgeber… sie wissen schon.“ Am Donnerstag hat er an diesem schauerlichen Tisch jedoch gut zu tun: Etliche junge Leute warten im Keller der City-Messehalle an der Rottstraße darauf, dass er sie in Untote verwandelt. Später wollen sie zum Zombiewalk, dem jährlichen Halloween-Aufmarsch der Gruselfans in der Innenstadt.
Zombiemädchen mit Teddy
Unter den Wartenden am Stand von „AbbadonZ“ ist auch Maren aus Siegen. Mit drei Freunden hat sich die 22-Jährige nach Essen aufgemacht. „Wir wollten zu Halloween mal etwas anderes machen“, erzählt sie. Mit ihren rot gefärbten Haaren, die sie zu zwei Zöpfen geflochten, sieht sie aus wie Pippi Langstrumpf. Doch in letztere möchte sich die junge Frau an dem Nachmittag nicht verwandeln: „Ich will als unschuldiges Zombiemädchen mit Teddy gehen“, sagt sie lachend. Die Idee dazu habe sie aus dem Internet. 25 Euro gibt sie dafür am Donnerstag aus: „Das ist mir der Spaß wert.“
Vor der Verwandlung mag man ihr die gruseligen Absichten nicht so recht ansehen: Sie trägt ein weißes Kleidchen, weiße kniehohe Strümpfe, hat eine Schleife im Haar und sieht eher aus wie das brave Mädchen, das sonntags in die Kirche geht. Auch der Teddy auf ihrem Schoß schaut mit seinen Kulleraugen allzu lieb aus. Einmal abgeschminkt, trägt der Zombie-Visagist an Marens Hals erst einmal Flüssiglatex mit dem Pinsel auf. Daraus soll später eine klaffende Wunde entstehen, bei der man ihr scheinbar bis auf die Knochen schauen kann.
„Noch lebe ich“, scherzt Maren, während der Schminkkünstler mit einem Fön das Flüssiglatex zum Trocknen bringt. Schicht für Schicht trägt er es auf ihrem Gesicht und Hals auf. Erst die bleiche, fahle Gesichtsfarbe, dann das Kunstblut und dann die Wunden.
ZombiewalkKunstblut aus der Plastikflasche
In einer knappen halben Stunde wird aus dem braven Mädchen ein schauerliches Wesen. Maren gefällt’s, als sie sich später im Spiegel betrachtet. Doch noch ist das Kleid weiß. „AbbadonZ“ reicht ihr die mit Kunstblut gefüllte Plastikflasche. Gemeinsam mit ihren Freunden verteilt sie den Inhalt auf den Textilien.
Letztlich muss auch der Teddy dran glauben: Mit einem Teppichmesser rückt Maren ihm zu Leibe. Erst schneidet sie ein Kullerauge raus, sticht in den Leib des Plüschtiers, um das Innere heraus zu ziehen. Mit einem Feuerzeug sengt sie die Ohren des Kuschelbären an und dann bekommt er noch ein paar Spritzer Blut.
Maren ist zufrieden, nur eines war ihr dann doch zu teuer: „Die Kontaktlinsen mit den Schlitzaugen sollten 35 Euro im Internet kosten. Aber es geht ja auch ohne.“ Was ihre Eltern wohl jetzt zu ihrem Aussehen sagen würden? „Bah eklig“, meint sie lachend und zieht von dannen in Richtung Innenstadt, wo die anderen Zombies auf ihren großen Auftritt warten.