Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Das trifft leider auch auf Unperfekthaus-Macher Reinhard Wiesemann zu. Derselbe, der tatkräftig mitanpackt, das problematische Nordviertel in ein blühendes Kreativquartier zu verwandeln, schießt weit übers Ziel hinaus, wenn er sich geradezu naiv als Steigbügelhalter betätigt und den Leuten der Bürgerwehr Essen in den Sattel verhilft.
Die Sprecher dieser neugegründeten Gruppe mögen noch so viele innige Bekenntnisse zur Demokratie und zum Gewaltmonopol des Staates ablegen. Eines werden sie aber nur schwer in den Griff bekommen: dass eben doch radikale Rechtspopulisten und fanatische Fremdenfeinde, dumpfe Hooligans und Schläger in ihrem Verband den Ton angeben. Der nicht zu Unrecht besorgte Bürger hat jetzt schon die Möglichkeit, genauer hinzuschauen und verdächtige Vorfälle der Polizei zu melden. Dazu bedarf es keiner Patrouillen und Schäferhunde, keiner Schlagstöcke und Schreckschusspistolen.
Bürgerwehren sind kein Zeichen für Besonnenheit, sondern eines für die seltsame Hysterie, die sich jetzt auch in der Essener Bürgerschaft zu entfalten droht. Wir brauchen keine Bürger, die von Selbstjustiz träumen, sondern eine starke, sichtbare, schützende Polizei.