Essen. Taxifahren soll im kommenden Jahr in Essen deutlich teurer werden. Der Grund ist der ab Januar 2015 geltende gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro, sagt der Interessenverband der Mietwagen- und Taxiunternehmen in Essen. Im November wird der Stadtrat über die neuen Taxi-Tarife abstimmen.
Taxifahren in Essen soll im kommenden Jahr spürbar teurer werden. Volker Lohmeier, Vorsitzender des Interessenverbandes der Mietwagen- und Taxiunternehmen in Essen, nennt als Hauptgrund den ab 1. Januar 2015 geltenden gesetzlichen Mindestlohn. Taxifahrer müssen dann wenigstens 8,50 Euro pro Stunde verdienen. Nach einem Gutachten aus dem vergangenen Jahr erhalten Taxifahrer in Essen im Schnitt etwa zwei Euro weniger Stundenlohn.
Der Verband hat deshalb bei der Stadt einen Antrag auf Erhöhung der Taxitarife gestellt. Ursprünglich schlugen die Taxiunternehmer ein neues Tarifmodell vor, das eine Erhöhung um etwa 20 Prozent bedeutet hätte. In einem Sondierungsgespräch vergangene Woche einigte man sich mit Vertretern der Verwaltung auf einen Kompromiss, der noch im November dem Rat zur Abstimmung vorgelegt werden soll. Nach Informationen dieser Zeitung soll es nun auf eine Erhöhung um rund 15 Prozent hinauslaufen. Die zuständige Dezernentin Simone Raskob wollte die Zahl gestern nicht kommentieren, sagte lediglich: „Wir arbeiten an einer Vorlage für den Rat, die sich an dem Ergebnis des Gespräches ausrichtet.“
Weitere Folgen: Mehr Schwarzfahrten und weniger Service
Lohmeier ist die Tragweite einer Erhöhung bewusst. „Eigentlich bräuchten wir noch mehr, aber wir wollen auch nicht riskieren, dass uns die Kunden wegbrechen“. Albert Mertes von der Taxi Essen e.G. unterstreicht: „Es wird ohne Tariferhöhung nicht gehen. Kosten einsparen können wir nicht mehr.“ Sollte der Rat grünes Licht geben, könnte die Erhöhung noch pünktlich zum 1. Januar in Kraft treten.
Höhere Preise dürften jedoch nur eine Folge des Mindestlohns sein. Lohmeier und viele seiner Kollegen stellen sich die Frage, ob sich das Taxifahren dann noch zu jeder Tag- und Nachtzeit lohnt. Denn bislang wurden die Fahrer am Umsatz beteiligt. Doch mit dem Mindestlohn müssen auf dem Lohnzettel unterm Strich mindestens 8,50 Euro pro Stunde herauskommen. Wartende Taxifahrer vor allem in umsatzschwachen Randzeiten kann sich die Branche kaum noch leisten. Eine Verschlechterung des Angebotes droht: „Ob wir den 24-Stunden-Service dann noch so aufrecht erhalten können, ist fraglich. Möglicherweise müssen Kunden künftig länger auf’s Taxi warten“, sagt Lohmeier. In die gleiche Richtung stößt Rolf Altenkamp von Taxi Süd: „Wir müssen sehen, ob wir die Zentrale auch nachts noch halten können.“
Zahl der Taxen konnte weiter sinken
Wenn das Angebot ausgedünnt würde, dürfte auch die Zahl der etwa 560 Taxen in Essen weiter sinken und damit die Zahl der Arbeitsplätze. Besonders diejenigen, die sich mit dem Taxifahren noch einen Schnaps oben drauf verdienen, dürften die ersten sein, die raus sind.
Die Industrie- und Handelskammer Essen warnt vor weiteren Folgen des Mindestlohnes: Die Gefahr nehme zu, dass Unternehmen an der Sicherheit ihrer Wagen sparen könnten oder gar Fahrpersonal schwarz fahren lassen.