Borbeck.. Männer müssen draußen bleiben, wenn die Hausfrauen nachmittags feiern. Eine Sonderstellung genießen nur die „Bösen Borbecker Buben“, die das Fest für die Damen organisieren.

„Was wollen Sie denn hier? Heute is’ nur für Frauen“, sagt die Dame an der Pforte des Schlosses Borbeck. „Ach so. Vonne Presse. Dann kommse ma’ rein.“ Ein paar Meter weiter die nächste Hürde. Hans-Jürgen Löhrmann, erster Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft „Böse Borbecker Buben“, kontrolliert Einlasskarten. „Willkommen zum Hausfrauennachmittag“, sagt er und gibt noch einen weisen Rat auf den Weg: „Gehen Sie besser nicht zu nah ran, sonst wird es gefährlich.“ Hui, was erwartet uns hinter der Tür? Wilde Weiber außer Rand und Band? Löhrmann schmunzelt – Er selbst hält gezwungenermaßen Ab­stand. „Männer sind heute nur in der Organisatorenfunktion zugelassen.“

Die Tür geht auf. Dichter Tabakqualm erschwert das Atmen. Auf den Tischen: Pils, Alt und – Hausfrauennachmittag, halt – reichlich Sektflaschen in Kühlkübeln. Außerdem: Knabberkram, und, be-sonders niedlich, Tupperdöschen mit Leckereien.

Musikalisch geht’s los mit dem Klassiker „Wenn et Trömmelche jeht“ und lautem „Borbeck Helau“. Moderator Herbert Lingenberg, „Böse-Buben“-Präsident und an diesem Nachmittag der Hahn im El-ferrat, begrüßt die Damen mit einem Versprechen: „Wir dürfen hier alles machen, was wir wollen.“ Ein Raunen geht so-fort durch die Menge; die 280 Damen, die meisten sind nicht zum ersten Mal dabei, wissen, was auf sie zukommt.

Die „Bösen Borbecker Bu-ben“ geben sich stets größte Mühe bei der Programmgestaltung. Sie lassen ihren Nachwuchs, die „Lollypops“ und das Schlossballett, auf der Bühne tanzen. Bauchredner Merlin leiht der Puppe „Dr. Elena von Jeck“ seine Stimme und Änne aus dem sauerländischen Dröpplingsen witzelt über – TäTä – Stützstrümpfe und Orangenhaut. Das Stadtprinzenpaar erscheint – und auch das Kinderprinzenpaar lässt sich blicken. Das bekommen aber nicht alle Gäste mit, da sich zeitgleich herumspricht, dass Bedienstete des Ordnungsamtes im Umfeld des Schlosses Jagd auf Falschparker machen. „Spielverderber, so eine Abzocke“, ruft eine Dame im Piratenkostüm und eilt in die Kälte hinaus.

„Deutschlands erster Nacktsänger“ singt „Hol’ Dein Lasso raus“

Rechtzeitig zum Auftritt von „Mister Bombastic“ sind dann aber wieder alle am Platz. „Let’s get ready to rumble“ donnert aus den Boxen, als „Deutschlands erster Nacktsänger“ seine Jeansweste her-unterreißt, mit Fackeln jongliert und zu „Hol’ Dein Lasso raus“ die aufgepumpten Oberarme emporreckt. Keine hält es mehr auf den Stühlen, Damen tanzen Disco-Fox.

„Wie weit geht der denn?“, wurde seine Managerin vorab gefragt. „Tja, Nacktsänger heißt halt Nacktsänger“, lautete die Antwort. So weit geht der Mucki-Mann dann aber nicht, die Unterbuchse bleibt an. Kerstin Berger (24) staunt dennoch. Sie erlebt ihre erste Karnevals-Session als Aktive. „Interessant“, lautet ihr trockenes Urteil über den tanzenden Sangesburschen. Ach, nur interessant? „Hier treten schon echt schnuckelige Ty-pen auf, ein Grund nächstes Jahr wieder zu kommen.“

Erwischt. Sind also auch Frauen manchmal „Böse Buben“. Apropos Buben, was sagen die Herren denn dazu, dass sich ihre Frauen hier so amüsieren. „Ach, mein Mann, der ist immer so ne Spaßbremse“, sagt eine Dame. „Aber schreiben Sie das bloß nicht.“