Essen. Kai Magnus Sting wurde mit Alltagsgeschichten zum Kabarettisten. Das Theater Freudenhaus bringt die kleinen Dramen in „Butterkuchen“ auf die Bühne
Er trägt am liebsten Anzug, Oberhemd, Krawatte. Seit 20 Jahren erzählt der Duisburger korrekt gekleidet als Kabarettist, Schauspieler, Buch- und Hörspielautor Geschichten aus dem Alltag. Doch wie wird man eigentlich so ein Tausendsassa? Das nimmt man sich ja als Kind nicht vor. Das ergibt sich bestenfalls. „Die Weichen wurden früh gestellt“, sagt Kai Magnus Sting. „Meine Eltern sagen: Du hast immer gerne erzählt.“ Das tun andere Kinder auch. Und sie hören „Die drei ???“ wie er, werden von Krimischreibern wie Francis Durbridge, Agatha Christie und Sir Arthur Conan Doyle fasziniert und von Kabarettisten wie Hanns Dieter Hüsch inspiriert. Trotzdem treten sie nicht in seine Fußstapfen. Kai Magnus Sting schon. Auch wenn einiges dazwischen kam.
Exzellente Beobachtungsgabe
Mit 17 trat er erstmals öffentlich auf, studierte als Erster in der Familie. Das Uni-Dasein finanzierte er mit Kolumnen in Hörfunk und Zeitung, mit Auftritten bei Raab, Nightwash oder Mitternachtsspitzen. Mit 30 war er total erleichtert, als er seinen Magister in Germanistik und Theologie ad acta legen und sich hauptberuflich seinen Alltagsgeschichten widmen konnte.
Mit exzellenter Beobachtungsgabe und einer Portion Improvisation entstanden seine sieben Soloprogramme. Mit viel Gespür für Spannungsbögen und Witz bedachte er seinen Krimi „Leichenpuzzle“. Mit noch mehr Traute gewann er für Hörspiele wie „Kurmorde“, „Schlachtplatte“ oder „Die Ausrottung der Nachbarschaft“ bekannte Kollegen wie Dieter Hildebrandt oder Jochen Busse und Schauspielgrößen wie Traugott Buhre und Hans Korte. „Aber ich genieße es, neben dem Schreiben auch als Schauspieler auf der Bühne zu stehen“, meint er. „Wichtig ist, dass es einen Ausgleich gibt und ich mich austoben kann.“ Momentan bei dem Tour-Ereignis „Paul Temple und der Fall Gregory“ mit Bastian Pastewka & Komplizen. „Das ist ein Ritterschlag für mich, ein Teil des Ganzen zu sein.“
Ein Theaterstück aus bereits bekanntem Stoff
Fehlt eben nur noch ein Theaterstück. Und das folgt jetzt aus einem bereits bekannten Stoff. Gemeinsam mit Rainer Besel, Leiter des Theater Freudenhaus und in diesem Fall auch Regisseur, hat er es aus seinem letzten Werk „Immer ist was, weil sonst wär ja nix“ gefertigt und in eine neue Rahmenhandlung transportiert. „Butterkuchen - Man steckt nicht drin“ heißt der Abend und erzählt von einem Pärchen, das einen ruhigen Tag verbringen will. Doch nichts gelingt. Weder die Verständigung zwischen den beiden noch die ersehnte Zweisamkeit. Vom Anruf der Mutter, über den misslungenen Kauf eines Butterkuchens bis hin zur nicht bestellten Umzugsfirma scheinen die Störungen kein Ende zu nehmen.
„Es ist turbulent und witzig und sehr spannend zu sehen, wie meine Texte im Stück eingesetzt werden. Der Rhythmus ist ein völlig anderer als beim Soloprogramm“, befindet der 37-Jährige das vorläufige Ergebnis. Mit der starken Reduktion seines Stoffes kann er leben. „Wenn es auf die Pointe kommt, muss es stimmen.“ Auf jeden Fall wird eine ganz andere Form des Kai Magnus Sting zu erleben sein.
Der Mann, der im irritierenden Poloshirt und Baumwollhose von seinem jüngsten Coup berichtet, wird bei der Premiere in Steele nicht dabei sein. Er steht selbst auf der Bühne. Bei 180 Auftritten im Jahr keine Seltenheit. Dann wieder im Anzug, versteht sich.