Bei 117 Rotlichtunfällen auf Essens Straßen sind von Januar bis Oktober 104 Menschen schwer und 57 leicht verletzt worden. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Zahl der Unfälle um fast 52 Prozent gestiegen, die Zahl der Verunglückten sogar um 72 Prozent. Darin ist der schwere Unfall am Morgen des 2. Dezember noch gar nicht enthalten: Bei dem Zusammenprall zwischen zwei Autos am Varnhorstkreisel in der City waren neun Personen verletzt worden.
Angesichts dieser Zahlen appelliert die Polizei an die Autofahrer: „Eine gelbe Ampel signalisiert: Bremsen und nicht Gas geben“, sagt Dietmar Hoga, Chef des Verkehrsdezernats. Nach den Erkenntnissen seiner Ermittler „wird die bewusste Spät-Gelb-Fahrt immer mehr nach hinten geschoben.“ Deshalb hören die Ermittler des Verkehrskommissariates nach Unfällen an der Ampel zuweilen von beiden Autofahrern: Ich hatte doch Grün! In solchen Fällen helfen Zeugenaussagen, den Unfallhergang aufzuklären.
3000 Kontrollen
Neben dem Versuch, auf den allerletzten Drücker noch über die Kreuzung zu kommen, haben die Verkehrsermittler Unachtsamkeit und Ortsunkenntnis als Unfallursachen ausgemacht. Zum Beispiel an der Steeler Straße am Wasserturm, wo Autofahrer das Grünlicht für das Abbiegen in die Kurfürstenstraße falsch verstanden als grünes Licht für die Auffahrt auf die A 40. „Dieses Problem ist inzwischen durch Piktogramme auf der Fahrbahn und bessere Beschilderung gelöst“, sagt Unfallexperte Dirk Wondorf.
Woher kommt der starke Anstieg der Unfallzahlen? „Darüber können wir nur spekulieren“, sagen Hoga und Wondorf. Die Sperrung der A 40 im Sommer könnte eine Rolle gespielt haben, weil sie viele Autofahrer dazu gezwungen hat, ungewohnte Wege bei hoher Verkehrsdichte zu fahren. Ein Indiz: Im Mülheim hat sich die Zahl der Rotlicht-Unfälle kaum verändert.
Neben dem Appell zum defensiven Verhalten an der Ampel setzt die Polizei auf Kontrolle. 3000 Rotlichtkontrollen wird die Verkehrsdirektion bis Jahresende durchgeführt haben. Würde es helfen, wenn die Stadt zusätzlich zu den Kontroll-Kameras an der Bismarck- und der Helbingstraße weitere Rotlicht-Blitzer aufbaut? Ja, sagt Hoga: „An bestimmten Stellen macht stationäre Überwachung Sinn.“