Essen. Schulhausmeister sind Mädchen für alles und das auch nach Schulschluss - da fallen schnell Überstunden an und der Krankenstand ist hoch. Trotzdem sollen sieben Stellen in der Stadt gestrichen werden. Der Personalrat hingegen fordert eine spürbare Aufstockung.

Eigentlich ist es ja ganz einfach: Wer nach Unterrichtsschluss noch ins Schulhaus will, oder in die Turnhalle, der soll künftig doch bitteschön selber abschließen. An manchen der gut 190 Schulstandorten zwischen Kettwig und Karnap könnte auch ein elektronisches Schließsystem helfen, vor allem dort, wo es nur durchs Schulhaus in die Sporträume geht. Unterm Strich steht in der aktuellen „städtischen Aufgabenkritik“ ein Minus von sieben Stellen bei der Schulhausmeisterei. Sieben Stellen, das müsste zu schaffen sein.

Oder doch nicht? „Sieben Stellen – klar geht das“, sagt Dirk Achatz, stellvertretender Vorsitzender des Personalrats der Stadt, zuständig für die Hausmeister-Kollegen. „Aber dann muss die Stadt dafür auch eine reelle Ausgangssituation schaffen.“ Und von geordneten Verhältnissen, betont Achatz, sei die Stadt bei Essens Schulhausmeistern weit entfernt.

Hausmeister als "Mädchen für alles"

Der Job produziert Überstunden, das ist zunächst mal allen Beteiligten klar und lässt sich schnell erklären. 46,75 Stunden in der Woche stehen bei einem Schulhausmeister im Tarifvertrag, ein Drittel davon ist als Bereitschaftsdienst abzuleisten. Von morgens um sieben bis nachmittags um 17 Uhr, wenn der offene Ganztag schließt, ist der Hausmeister im Dienst, als „Mädchen für alles“, von der Grünpflege bis zum Glühbirnentausch, von der Wartung der Heizung bis zum Winterdienst.

Wenn dann abends noch Schulveranstaltungen anstehen, Volkshochschule, Musikschule oder die Theater AG die Räume nutzen, wenn die Sportvereine in die Turnhallen drängen, dann geht das alles aufs Überstundenkonto.

Urlaubssperren in den Sommerferien

Sicher, einige Vereine haben bereits die Hallenschlüssel, aber nicht an allen Standorten ließen sich bislang verlässliche Vereinbarungen für den Schließdienst treffen, mancherorts geht es auch nicht nur um eine Tür. Dazu kommt, dass viele Hausmeister zwei Schulen betreuen müssen, zum Teil mit Bus und Bahn zwischen den Standorten pendeln, dazu noch kranke Kollegen vertreten sollen. Selbst in den Sommerferien gab es Urlaubssperren. „Tatsächlich ist der Bereitschaftsdienst längst komplett der Arbeitszeit zugeschlagen worden“, sagt Personalrat Dirk Achatz. „Sonst würde doch gar nichts mehr laufen.“

Altersdurchschnitt jenseits der 50

Das alles ist nicht ohne Folgen geblieben: Im Mai lag der Krankenstand bei rekordverdächtigen 24 Prozent! Andererseits: Der Altersdurchschnitt bei den Schulhausmeistern liegt jenseits der 50. Dass eine leicht überalterte Mannschaft, die permanent an der Belastungsgrenze gefahren wird, dem nicht auf Dauer stand hält, liegt für den Personalrat auf der Hand. „Allein der Überstundenberg würde für 20 Stellen ausreichen.“ An ein „Abfeiern“ ist nicht zu denken, die Stadt zahlt die Stunden lieber aus.

Immerhin: Vor diesem Hintergrund entschied sich die Verwaltung vor den Sommerferien, gleich 15 neue Hausmeister einzustellen, zunächst auf ein Jahr befristet. Achatz ist sich sicher, „dass die neuen Kollegen allesamt auf feste Stellen rutschen werden. Das wird kein halbes Jahr dauern.“ Dennoch bleibt eine spürbare Lücke, „das wird auf Dauer nicht gut gehen“.

Letztendlich läuft es auf Selbstausbeutung hinaus: Achatz weiß, dass sich viele Hausmeister abends lieber auf die eigene Kontrolle verlassen, ob wirklich abgeschlossen ist und dafür selbst kurz vor Mitternacht noch durchs Haus schleichen, um sich böse Überraschungen und viele Scherereien am nächsten Morgen zu ersparen.

Veranstaltungen im neuen Schuljahr bündeln

So oder so, die Stadt will ihr Sparziel erreichen: Selbst der drei Jahre alte Vorschlag, den Reinigungsdiensten das Abschließen zu überlassen, will sie wieder verfolgen – obwohl die Firmen schon damals ablehnten. Es würde ein paar Stunden bringen. Noch ein paar Stunden sind möglich: Die Schulen wurden per Rundschreiben gebeten, Veranstaltungen im neuen Schuljahr zu bündeln, zwei Abende für die Klassenpflegschaftssitzungen beispielsweise müssten doch reichen.

„Sieben Stellen – natürlich geht das“, sagt Personalrat Dirk Achatz. „Dazu muss die Stadt aber erst einmal alle Planstellen besetzen. Das wäre eine ehrliche Ausgangslage. Und wenn sie sich dann von sieben Schulhäusern trennt, dann können wir auch sieben Stellen streichen.“ Dazu müsste sich die Stadt bei der Schulentwicklung aber konsequenter von kleinen Schulstandorten verabschieden: „Das würde wirklich helfen, Geld einzusparen. Nur sehe ich dazu weder bei der Stadt noch in der Politik den Willen, dies ernsthaft anzugehen.“