Essen.. Während des Putschversuches versammelten sich bis zu 5000 Essener Türken vor dem Generalkonsulat in Kray. Reisebüros: Viele Anrufe besorgter Kunden.
Der Putschversuch in der Türkei treibt auch viele in Essen lebende Türken und Deutsche mit türkischen Wurzeln um. Bereits am späten Freitagabend versammelten sich rund 5000 spontan vor dem türkischen Generalkonsulat an der Schönscheidtstraße in Kray, um gegen eine Machtübernahme des Militärs zu demonstrieren und sich solidarisch zu zeigen mit dem Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Zu diesem Zeitpunkt hatten Medien vom Umsturzversuch berichtet, dessen Ausgang noch nicht absehbar war. Bis um zwei Uhr in der Nacht schwoll die Menschenmenge vor dem Generalkonsulat auf etwa 5000 Personen an. Die Polizei sperrte die Schönscheidtstraße weiträumig ab und erhielt Unterstützung von Einsatzhundertschaften aus Bochum und Bonn.
Die Kundgebung verlief laut Polizei friedlich, es kam zu keinen nennenswerten Störungen. Nach Angaben von Polizeisprecherin Tanja Hagelüken handelte sich um eine spontane Kundgebung. Nichts deutete daraufhin, dass der Protest organisiert worden sei. Offenbar hatte sich die Nachricht, dass man sich vor dem Konsulat versammeln wolle, über soziale Netzwerke wie Facebook verbreitet.
"Flüge finden statt"
Am Samstag fanden sich abermals türkische Bürger vor dem Generalkonsulat ein, mit etwa 250 Personen blieb die Menge diesmal aber überschaubar. Die Demonstranten schwenkten türkische Fahnen und breiteten eine Flagge über der Straße aus. Auch diesmal blieb alles friedlich.
Aufregung herrschte nach dem Putschversuch auch unter zahlreichen Türkeireisenden. In Reisebüros liefen die Telefondrähte heiß. „Wir haben in diesem Jahr sehr viele Reisen in die Türkei verkauft“, sagte Amelie Kraudelt vom Reisebüro Graf-Reisen. „Viele Kunden rufen an und fragen, ob sie fliegen sollen.“ In einem Altenessener Reisebüro meldeten sich bis zum Mittag etwa 20 Kunden, die einen Türkeiurlaub gebucht hatten und erhielten den Rat, den Angaben ihres Reiseveranstalters zu vertrauen.
Özer Taner vom auf Türkei-Urlaube spezialisierten Reisebüro Feri-Reisen an der Frohnhauser Straße legte am Samstag Überstunden ein, um die vielen Anfragen zu beantworten. „Normalerweise haben wir bis 13 Uhr geöffnet.“ An diesem Samstag endete Taners Arbeitstag erst am Nachmittag. „Ich rate unseren Kunden, dass sie keine Angst haben sollten.“ Die Flüge fänden statt, so Özer Taner. 90 Prozent davon gingen nach Antalya ans Mittelmeer, fernab vom Geschehen in den beiden großen Städten Istanbul und Ankara.
Früh zeichnete sich ab, dass der Umsturzversuch keinen Erfolg haben würde und die Flughäfen ihren normalen Betrieb abwickelten konnten. Obwohl die Lage nach wie vor unsicher war, seien Kunden auch am Samstag geflogen. Laut Özer Taner handelte es sich vielfach um türkische Landsleute.