Essen. 4000 Tonnen Laub sammeln Reinigungskräfte in Essen jedes Jahr ein. Derzeit ist wieder Hochbetrieb, die Straßenreinigung fährt Sonderschichten. Trotzdem klagen Bürger, das Laub würde teilweise wochenlang nicht eingesammelt. Andere beschweren sich über den Lärm und blockierte Straßen.
Pusten, fegen, saugen: Es ist Laub-Hochsaison. Während die Reinigungs-Kräfte Überstunden schieben, beschweren sich Anwohner über riesige Blätterberge.
Hoch oben auf dem Sammelwagen sitzt Antonio Izzo. Er blickt in den Außenspiegel und kontrolliert, ob er näher an den Laubhaufen fahren muss. Der 45-Jährige rangiert am Jahnplatz. Hinter dem Wagen lockert Pierre Kunz Blätter mit dem Besen auf und schiebt sie unter das große Saugrohr, das Dirk Wundersitz hält.
Laub wird gehäckselt
Für die Männer der Straßenreinigung ist Laub-Hochsaison. Während sie Überschichten schieben, klagen Bürger, dass Blätter wochenlang liegen bleiben.
Bei der Kolonne in Altendorf verschwinden an diesem Morgen die Blatthaufen im riesigen Rohr. „Bevor das Laub in dem Wagen landet, wird es gehäckselt“, erklärt Dirk Wundersitz. Das Wetter derzeit sei perfekt, es regnet nicht, aber die Blätter sind doch feucht.
Trockene Laubkrümel bröseln aus dem Rohr
Wenn es trocken ist, dann bröseln die mitunter wieder aus dem Rohr heraus. „Und der Feinstaub klebt uns in den Poren, Haaren und Ohren“, sagt der 47-Jährige, der dann mit Feinstaubmaske arbeitet.
Damit die nassen Blätter das Saugrohr nicht verkleben, stochert Pierre Kunz immer wieder mit dem Besen in den Haufen, die an den Bordsteinen liegen. Dorthin pusten ihre Kollegen aus der Kolonne die Blätter mit dem Laubbläser, bevor der Wagen heranfährt.
Laubbläser zu laut?
Hinter ihnen fährt Sebastian Walkner mit der Kehrmaschine her, die die Laubreste mit zwei Tellerbesen unter sich fegt und über einen Schacht ansaugt. Der Fahrer blickt konzentriert durch die Frontscheibe, um nicht vor ein geparktes Auto zu fahren: „Ich orientiere mich am rechten Besen und dem Bordstein“, sagt der 22-Jährige, der seine Arbeit gern macht.
Dennoch haben die Männer oft das Gefühl, dass die Bürger diese nicht wertschätzen. Manche hupen, wenn der Sammelwagen die Straße versperrt, anderen ist der Laubbläser zu laut. Oder sie fordern eine Autowäsche, weil Blätterstaub den Lack verdreckt haben soll, sagt Betriebsmeister Norbert Potthoff, der die Beschwerden entgegennimmt.
Keine Wertschätzung
Die häufigste Klage lautet aber so wie die einer Altendorferin: „Die waren ja schon fünf Wochen nicht hier.“ In Altenessen sollen es immerhin drei gewesen sein, riesige Laubberge türmen sich etwa an der Straße Leseband, klagt Hugo Matthäus: „Die Organisation der Entsorgungsbetriebe ist katastrophal“.
„Wir kommen einmal in der Woche in jedes Revier“, sagt Potthoff. Doch vergangene Woche fiel die Sammlung wegen des Feiertags aus. Oft sei es aber auch so, dass es nur eine Stunde dauert, bis sich das Laub nach ihrer Sammlung wieder türmt, versucht er die Diskrepanz zwischen ihrer Arbeit und dem Gefühl der Bürger zu erklären.
4000 Tonnen Laub
In der Laubzeit sind alle 220 Mitarbeiter der Straßenreinigung unterwegs. Eingeteilt sind sie in 20 Kolonnen. Jede säubert täglich ein Revier, von denen es 100 in der Stadt gibt. „Wir steuern also jedes Revier einmal pro Woche an“, erklärt Norbert Potthoff, Betriebsmeister Reinigung bei den EBE.
In der Hochsaison machen die Reiniger bis zu zwei Überstunden täglich, manche arbeiten auch samstags. „Auf freiwilliger Basis“, sagt Potthoff. Die Kolonnen kommen mit 15 Groß- und 20 Kleinkehrmaschinen, zwei Turbo-Saugern, zehn kleine Laubsauger und zwei umgebauten Müllwagen, die ebenfalls Laub aufsaugen.
Pro Saison kommen die Reiniger (je nach Nässe) auf bis zu 4000 Tonnen Laub. Die großen Wagen fahren das Laub direkt in das Müllheizkraftwerk Karnap, die kleineren kippen es zunächst auf Sammelstellen in der Stadt. Samstags sind zusätzlich sechs Sperrmüllwagen im Laubeinsatz, mit je drei Mann: „Die schippen das Laub mit der Schüppe“.
Die EBE sammelt in Straßen Laub, die im Straßenreinigungsverzeichnis stehen und deren Anwohner Gebühren bezahlen.
An allen anderen sind Grundstückseigentümer verantwortlich, sagt EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp, die weiß: Manche, die in Bezirken ohne Straßenreinigung wohnen, stellen Laubsäcke dort ab, wo gereinigt wird: „Das ist nicht okay, denn sie zahlen ja keine Gebühren.“