Zum zweiten Mal hat das Essener Kneipenpublikum seine Lieblinge gekürt: Das „Mittendrinn“ gewann in der Königsklasse „Beste Kneipe“, der Ehren-Rüdiger steht künftig bei „Gastronomie-Gott“ Hannes Schmitz im Regal.
Feine Ironie des Schicksals: Vor 19 Jahren sammelte Rü-Award-Initiator Dirk Grünstäudl als Kellner in der Ego-Bar seine ersten Erfahrungen im Rüttenscheider Nachtleben. Ausgerechnet sein „Angst-Chef“ von damals, Hannes Schmitz, sollte am Samstag im Mittelpunkt der Preis-Verleihung stehen, mit der die Rüttenscheider Kneipenszene ihre Tresen-Könige kürte.
Vielschichtige Szene
Mehr als 24 000 Stimmen waren im Internet abgegeben worden, um in den Kategorien Veranstaltung, Bar/Lounge und Kneipe/Café die Publikumslieblinge auszumachen. Entsprechend knisternd war die Stimmung im Katakomben-Theater. Um Laudator DJ Fishi zu zitieren - „Wer braucht schon Düsseldorf oder Köln?!“ - zeigte die zweite Auflage des Rü-Awards einmal mehr, wie vielschichtig sich die Gastroszene entwickelt hat. So gewann in der Kategorie Veranstaltung mit der „Montags Session“ im Sailor’s Pub eine Reihe, die sich innerhalb von knapp zwei Jahren bis in die Niederlande herumgesprochen hat. Die Gastronomen Stephan Klose und Martina Lotz stellen freien Musikern ihren Pub zur Verfügung und bieten ihnen so eine Plattform. Engagement, das sich nun ausgezahlt hat. Die Rockstation und die „Session Possible“ von Saxophonist Wolf Codera verpassten den Sprung aufs Treppchen nur knapp.
Rü-Award-Verleihung
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Auch der Preisträger in der Kategorie „Bar/Lounge“ ist eine Überraschung. Das „Belle Rue“, ein echter Frischling in der Rüttenscheider Szene, setzte sich gegen alteingesessene Locations wie „Sancho Panza“ oder „Schwarze Rose“ durch. Entsprechend sprachlos war Gastwirt Jörg Offermann, der die Bar erst im August vergangenen Jahres eröffnete.
Warum Rüttenscheid die „beste Gastrozeile Deutschlands ist“
Dass die „Schwarze Rose“ nicht mit einem Rüdiger, so heißen die begehrten Trophäen in Form der stilisierten Zeche Carl Funke, ausgezeichnet wurde, wird Inhaber Hannes Schmitz wohl verschmerzen können. Schließlich wurde der „Rüttenscheider Gastronomie-Gott“, wie ihn Moderator Björn Schüngel nannte, mit dem Ehren-Rüdiger ausgezeichnet. Seit den 70er-Jahren hat sich Schmitz ein kleines Imperium aufgebaut: Laudator Michael Köster ließ den Werdegang, der mit der „Pumpe“ am Steeler Wasserturm begann, Revue passieren. Per Video-Schaltung, Schmitz erholt sich zurzeit auf den Kanaren, machte „Pumpen-Hannes“ klar, dass Rüttenscheid die „beste Gastrozeile Deutschlands ist“. Björn Schüngel schlug Schmitz anschließend gar als Gottschalk-Nachfolger vor - eine Portion Größenwahn gehört in Rüttenscheid schließlich zum guten Ton.
Bescheidener gab sich der Gewinner in der Königskategorie „Beste Kneipe“. Stefan Romberg hat mit seinem „Mittendrinn“ nach Ansicht von Laudator Axel Stauder genau das geschaffen, was eine gute Kneipe ausmacht - ein zweites Wohnzimmer. Entsprechend überwältigt kündigte Romberg eine Party für alle Stammgäste an. Ob dann ausnahmsweise Stauder durch die Zapfhähne fließt, bleibt abzuwarten. Als Preis überreichte Axel Stauder eine Brauereibesichtigung und fügte grinsend hinzu: „Vielleicht können wir euch ja bekehren.“
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