Essen.
Radeln auf ehemaligen Bahntrassen - in einer Stadt, die aufgrund ihrer industriellen Vergangenheit mit Gleisen durchzogen ist wie keine zweite in der Region, liegt dies nahe. Doch was nützen ausgefeilte Strecken und Entwürfe, wenn das liebe Geld fehlt, um Bahntrassen in Radwege zu verwandeln? Für die Finanzierung des geplanten Ausbaus der alten langen Gleisstrecke von Altendorf bis nach Borbeck hat die Stadt deshalb einen Umweg eingeschlagen, der im Ergebnis nun sogar schneller zum Ziel führt als gedacht.
Nicht erst Ende 2013, sondern schon Anfang kommenden Jahres dürfte das zwei Kilometer lange Trassenstück vom Radweg auf der Rheinischen Bahn bis zum Bahnhof Borbeck für Radfahrer freigegeben werden.
Sanierung von zwei Brücken geplant
Weil der städtische Eigenbetrieb Grün & Gruga nicht in der Lage ist, den von Land geforderten finanziellen Eigenanteil aufzubringen, reicht die Stadt die zugesagten Fördergelder weiter an den Regionalverband Ruhrgebiet (RVR). 1,12 Millionen Euro sollte der Ausbau kosten. Laut einer neuen Berechnung sind es sogar 1,24 Millionen.
Der RVR springt für die Stadt in die Bresche und schießt 124.000 Euro zu. Der Abzweig bis zum Bahnhof Borbeck sei eine sinnvolle Ergänzung zum Ausbau der Rheinischen Bahntrasse, dem 21 Kilometer langen Radweg von der Innenstadt bis nach Duisburg an den Rhein.
Die zugewachsene Trasse nach Borbeck hat der RVR bereits freigeschnitten, die Grundstücke vom Schölerpad bis zur Bocholder Straße von der Deutschen Bahn erworben. Sobald das Geld vom Land für den Ausbau fließt, geht es laut Christoph Haep, Projektleiter beim RVR, an die Sanierung von zwei Brücken an der Wüstenhöferstraße und an der Kampstraße für insgesamt etwa 280.000 Euro; mit weiteren rund 250.000 Euro schlägt die Instandsetzung einer Unterführung am Borbecker Mühlenbach zu Buche.
Radweg verläuft neben der Bahntrasse
Von der ursprünglichen Planung, die Trasse in einem ersten Schritt nur bis zur Dependance des Gymnasiums Borbeck an der Wüstenhöferstraße fertigzustellen und erst in einem zweiten Schritt bis zum Bahnhof Borbeck, ist der RVR inzwischen abgerückt. Es sei sinnvoller, die wassergebundene Teerdecke „in einem Rutsch“ zu bauen, so Haep.
Von der Bocholder Straße bis zum Bahnhof Borbeck verläuft der Radweg neben der Bahntrasse, da diese nach wie vor von Zügen befahren wird. Vier bis fünf Meter beträgt der Abstand zu den Schienen. Ein Zaun soll sicherstellen, dass Radfahrer und Fußgänger nicht auf Abwegen aufs Gleis geraten.
Gleich hinter dem Bahnhofsgebäude in Borbeck wird der RVR-Radweg an einem Parkplatz am Weidkamp enden, um dort Anschluss an das innerstädtische Radwegenetz zu finden.