Essen.. Der legendäre Jazz-Saxophonist Klaus Doldinger lud zum 80. Geburtstag prominente Freunde in die Philharmonie Essen ein. Auch Helge Schneider war Gast.
Nur einer fehlte bei Klaus Doldingers rauschender Geburtstagsparty in der voll besetzten Philharmonie – sein erster Passport-Drummer Udo Lindenberg, der auf der aktuellen, immer mal wieder dezent erwähnen CD „Doldinger“ zurecht jubelt: „Der Greis ist heiß“. Was Deutschlands bekanntester Saxophonist, der am 12. Mai seinen 80. Geburtstag traditionsgemäß auf der Bühne beging, souverän mit unverwechselbarem Sound bewies.
Schon in jungen Jahren kam Doldinger mit Musik in Berührung
Es mag vielleicht dem Alter geschuldet sein, dass der Düsseldorfer Jung, der seit vielen Jahren bei München lebt, zwischen seinen knackig inszenierten Hits etwas länger als früher plauderte. Aber es gibt ja so viel zu erzählen: Von der ersten Begegnung mit schwarzen Menschen im bayerischen Schrobenhausen, wohin die Familie kurz vor Kriegsende aus Wien vor den anrückenden Russen geflüchtet war.
Und einem besonderen Geburtstag: „Am 12. Mai 1945 habe ich in unserem Dorfgasthof zum ersten Mal Jazzmusik gehört, als die Amerikaner einmarschiert waren. Die hatten eine Combo dabei, die wohl so etwas wie Jazz spielte. Eine namenlose Armyband, aber es war faszinierend.“
Von den frühen Jahren in Düsseldorf, wo der Vater als Oberpostdirektor amtierte und Klein-Klaus im zarten Alter von elf Jahren die Aufnahmeprüfung am Robert-Schumann-Konservatorium schaffte. Von den ersten Erfolgen als Klarinettist mit den Feetwarmers und und und … oder seinen Anfängen als Filmkomponist auf dem Weg über die Werbung: „Sie erinnern sich vielleicht“, sagte er lachend und sang was von Odol und frischem Atem.
Das Geheimnis seines Erfolges: Er geht mit der Zeit
Um gleich darauf mit ebensolchem wieder ins Horn zu stoßen und vor der gewohnt grandiosen Kulisse von „Passport Today“ seine wundersam eingängigen Melodien auszulegen. Dabei scheute Doldinger auch nicht davor zurück, seinem Sopransax mit reichlich Hall sphärisches Volumen zu verleihen. Denn auch das machte ein Geheimnis seines Erfolges aus, das es ihm immer gelungen ist, seine altbekannten Stücke mit jungen Musikern und moderner Technik auf der Höhe der Zeit zu halten.
Keine Feier ohne Gäste – und die hatten es an diesem Abend in sich. Erst growlte „Mr. Redhorn“ Nils Landgren höllisch und lieferte sich mit dem Geburtstagkind packende Battles, dann servierte Trompeter Joo Kraus ein heißes Horn samt Rap-Gesang und danach kochten die drei Bläser den Saal weich für die zweite Halbzeit. Die startete überraschend mit drei Auswechselspielern, nämlich Curt Cress (dr.), Wolfgang Schmid (b.) und Roberto di Gioia (keyb.) – bestens bekannt als Original-„Passport“-Besetzung.
Ein grandioses Finale mit Tatort-Melodie rundet den Abend ab
In der Folge funkelte ein Feuerwerk alter Hits wie „Atarexia“ oder „Sahara“, die beinhart abgingen und lautstark gefeiert wurden. Und dann kam ein heimischer Joker ins Spiel: Helge Schneider als veritabler Hammond-Organist, der mit Klaus Doldinger im Duo das gute alte „St. James Infirmary“ in eine gelassen swingende Kostbarkeit verwandelte.
Später gab’s statt einer Torte für den Jubilanten bunte Trophäen von seiner Plattenfirma für jede Menge verkaufter CDs. Nach über einstündiger Verlängerung endete die zweite Halbzeit schließlich mit Klaus Doldingers wohl bekanntester Nummer, der „Tatort“-Melodie als grooviges Gemetzel, mit der alle Musiker ihr tobendes Publikum endgültig aus den Sitzen rissen. Grandioses Finale einer starken Show, die Klaus Doldinger in Top-Form zeigte.