Essen. Skandal-Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist auf unbestimmte Zeit freigestellt. Papst Franziskus verordnete dem umstrittenen Geistlichen am Mittwoch eine Auszeit. Währenddessen soll Wolfgang Rösch die bischöflichen Amtsgeschäfte weiterführen. Noch immer wird der Hausbau in Limburg bundesweit diskutiert. Reaktionen aus der Essener Innenstadt.
Franz-Peter Tebartz-van Elst nimmt sich eine Auszeit. Man könnte auch sagen, der umstrittene Bischof von Limburg wird aus der Schusslinie genommen. Nach dem Willen von Papst Franziskus soll der bisherige Wiesbadener Stadtdekan Wolfgang Rösch die bischöflichen Amtsgeschäfte weiterführen und damit für Ruhe in der Diözese sorgen. Eine endgültige Entscheidung in der Sache Tebartz-van Elst ist also nicht getroffen. Ginge es nach der Meinung einiger Essener, wäre das Schicksal des Bischofs allerdings besiegelt.
„Ich hätte den sofort rausgeschmissen,“ ruft Karen Schürenberg. „Am meisten ärgert mich, dass der Kerl nachweislich gelogen hat – es ist eine unglaubliche Frechheit“, schimpft die 57-Jährige und fragt sich, warum die wahren Baukostender Bischofsresidenz nicht schon viel früher ans Tageslicht gekommen sei. Vor dem Essener Dom trifft man derzeit zahlreiche Menschen, die eine klare Meinung zum Limburger Bischof haben. Andere Passanten ärgern sich kurz, winken ab und gehen dann mit rotem Kopf weiter über die Kettwiger Straße.
Noch ist nichts bewiesen
„Schnelle Entscheidungen sind immer schwierig. Man muss die Sache erst offiziell prüfen – es gilt zunächst einmal die Unschuldsvermutung,“ sagt Kaplan Hendrik Wenning aus Kevelaer – der Heimatstadt von Tebartz-van Elst. Es sei daher klug, den Bischof vorläufig aus der Sache herauszunehmen, so der 34-Jährige. Die Atmosphäre sei ziemlich aufgeheizt, einige Familienmitglieder von Tebartz-van Elst hätten bereits Morddrohungen erhalten.
So luxuriös ist der Bischofssitz
Der scheidende Dompropst Otmar Vieth glaubt, dass es jetzt an der Zeit ist, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. „Wir sprechen hier durchaus kritisch über Limburg. Einerseits über die Summe, aber auch darüber, was schließlich damit gebaut wurde.“ Alles in allem wird der Hausbau in Limburg rund 40 Millionen Euro kosten – angedacht waren ursprünglich 2,5 Millionen. „Ich halte den Bau nicht für gerechtfertigt und für zu teuer“, sagt Mechthild Scheidt. Die Entscheidung des Papstes hält sie dagegen für richtig. „Es wäre ja gar nicht anders gegangen. Für Limburg kann es nur besser werden.“
Psychische Probleme
Übers Geld ärgert sich auch Leo Showers. Der 34-Jährige sagt, er sei nicht katholisch, aber trotzdem finanziere er Tebartz-van Elst und andere Bischöfe. Und tatsächlich: Die Gehälter der Kirchenoberen bezahlen die Bundesländer. „Der Bischof ist nicht der einzige, der sich falsch verhalten hat,“ kritisieren Reinhold und Beate Deitert. Der Verwaltungsrat könne sich nicht freisprechen. „Die Räumlichkeiten müssen künftig unbedingt anders genutzt werden. Es wird auch ein anderer Bischof kommen müssen“, so der 69-Jährige Reinhold Deitert.
Nach Ansicht von Fikret Yavuz, ist der suspendierte Bischof psychisch gestört. Der pensionierte Arzt fragt, wie jemand der solch ein hohes Amt bekleide, so unüberlegt und verschwenderisch vorgehen könne. „Es gibt bei Tebartz-van Elst eine Diskrepanz zwischen Religion und Realität“, findet der 82-Jährige. Franziska Hildebrand sitzt mit ihrem Freund Christoph Sulberg auf den Stufen am Burgplatz und beobachtet, wie ein Riesenrad aufgebaut wird. Die Schülerin sagt, ihrer Meinung nach sei eine Menge Vertrauen missbraucht worden. „Man fragt sich, ob so etwas auch hier passieren kann. Für so ein Verhalten gibt es eigentlich keine Erklärung.“