Essen. Eine kräftigen Aufwind sehen der Einzelhandelsverband und Essen Marketing durch die Kettwiger Straße fegen. Ihre Prognose: Nach zwei mageren Jahren kehrt die Fußgängerzone zwischen Willy-Brandt-Platz und Porschekanzel zu alter Größe zurück.
Auf der Basis des Einzelhandelsgutachtens haben sich Befürworter und Gegner des Einkaufszentrums Limbecker Platz über Jahre hinweg einen Glaubensstreit geliefert. Nach der Eröffnung des Einkaufszentrums sei die Kettwiger zum Siechtum verurteilt, weil die Kaufkraft abwandere, warnten die Kritiker. Vom Einkaufszentrum werde auch die Kettwiger profitieren, weil zusätzliche Kundschaft nach Essen gezogen werde, sagten die Befürworter voraus.
Über Jahre schienen die Kritiker Recht zu behalten. Insbesondere der Rückzug von C&A an der Kettwiger wurde als negatives Zeichen mit hohem Symbolwert betrachtet. Investoren wie das Bistum Essen hielten dagegen: „Dieser Neubau ist für das Ruhrbistum eine Investition in die Zukunft“, sagte im Januar der Vize-Generalvikar Martin Pischel bei der Grundsteinlegung zum „Haus am Dom“ auf dem Gelände des ehemaligen Voswinkel-Hauses. Mit dem Neubau wolle das Bistum deutlich machen, „dass wir trotz vieler Veränderungen innerhalb der Innenstadt nach wie vor vom Standort Kettwiger Straße überzeugt sind“ - ebenso übrigens wie der heutige Ankermieter Deichmann.
Als die irische Textilkette ihren Einzug ins C&A-Haus verkündete, schlug die Stimmung entlang der Kettwiger ins Positive um. „Investoren sind wieder bereit, Geld in ihre Immobilien an der Kettwiger zu stecken“, beobachtet Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes. „Primark zieht hohe Besucherzahlen an und verbessert die Chancen hochwertiger Vermietungen.“
Der australische Young Fashion-Filialist Cotton On hat inzwischen die als schmerzhaft empfundene Lücke am Markt 1 geschlossen. Und wenn jetzt noch der französische Sportausrüster Decathlon tatsächlich in der Rathaus-Galerie eröffnet, sieht Heistermann die Rückkehr zur Erfolg versprechenden T-Struktur mit der Limbecker als Bindeglied zwischen den beiden Einkaufszentren.
EMG-Geschäftsführer Karl-Heinz König hat sich auf die Prognose festnageln lassen: „Wenn wir in einem Jahr nochmals über die Kettwiger reden, ist der Leerstand bis dahin gegen Null gegangen.“