Essen. Der Callcenter-Betreiber aus Gelsenkirchen ist angeschlagen und will sich aus eigener Kraft sanieren. In Essen sind 400 Mitarbeiter betroffen. Ihre Jobs sollen jedoch sicher sein, beteuert das Unternehmen. Genau wie der Standort Essen.
Der Callcenter-Betreiber Tectum Group ist angeschlagen und muss unter einen Schutzschirm schlüpfen. Das Gelsenkirchener Unternehmen beschäftigt weltweit 3000 Mitarbeiter, davon rund 400 am Westbahnhof in Essen. Die Belegschaft erfuhr am Freitag auf einer Mitarbeiterversammlung in der Gruga-Halle von diesem Schritt.
Nach Aussage der Geschäftsführung müssen die Beschäftigten nicht um ihren Arbeitsplatz fürchten. „Personalabbau ist nicht Ziel dieses Verfahrens“, sagte der Finanzvorstand Matthias Eickhoff auf einer Pressekonferenz. Auch die Standorte sollten erhalten bleiben.
Ineffiziente Strukturen und sinkende Margen
Das Unternehmen hatte zuvor beim Amtsgericht Essen einen Antrag auf Eröffnung eines so genannten Schutzschirmverfahrens gestellt. Dieses Verfahren gibt es erst seit Frühjahr dieses Jahres und soll Firmen eine schnelle Sanierung ermöglichen, noch bevor die Zahlungsunfähigkeit eintritt. „Wir wollen in vier bis fünf Monaten damit durch sein“, so Eickhoff.
Tectum gibt als Grund für die Krise das rasante Wachstum in der Vergangenheit an. Dabei seien Strukturen entstanden, die nicht mehr effizient seien. „Das Verfahren gibt uns die Chance, uns schneller schlank aufzustellen“, sagte Eickhoff. Nach Tectum-Angaben ist die Zahl der Mitarbeiter in den vergangenen fünf Jahren von 1300 auf 3000 gestiegen, der Umsatz habe sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt. Gleichzeitig seien die Margen im Callcenter- Geschäft unter Druck geraten. Seit einigen Monaten hat das Unternehmen eine neue Geschäftsführung, die jetzt offensichtlich die Reißleine gezogen hat.
Mitarbeiter erhalten Insolvenzgeld
Das Schutzschirmverfahren verschafft Tectum eine gewisse Atempause: Die Mitarbeiter erhalten drei Monate lang Insolvenzgeld. Auch ist es nun zum Beispiel möglich, bestehende Miet- oder Leasingverträge zu kündigen. Davon will das Unternehmen offenbar auch Gebrauch machen.
Laut Eickhoff will man sich zwar nicht aus den Standortstädten Gelsenkirchen, Essen, Oberhausen oder Dortmund zurückziehen, allerdings könnten sich die Adressen ändern. Näheres wollte er nicht sagen. Ein entsprechender Sanierungsplan soll in den kommenden drei Monaten aufgestellt werden.
Die Tectum Group gehört seit dem Jahr 2010 zu 100 Prozent dem Frankfurter Finanzinvestor Quadriga Capital, nachdem sich der damalige Gesellschafter und Gründer Hubertus Küpper und dessen Sohn Christian von ihren Anteilen getrennt und sich aus dem Unternehmen komplett zurückgezogen hatten.