Beim Streit um die künftige Nutzung des Thurmfelds hält Planungsdezernent Hans-Jürgen Best die Option Kirmesplatz für wenig zukunftsträchtig. „Die Nutzungen Kirmes, Wohnen und Wissenschaft vertragen sich nicht gut“, sagte Best auf Anfrage der WAZ. In Bausch und Bogen verdammen will Best die Kirmes-Idee zwar zum jetzigen Zeitpunkt nicht, er fühle sich vielmehr an einen Prüfauftrag des Rates gebunden, der noch nicht abgeschlossen sei. Er ließ allerdings seine Skepsis durchblicken: „Ein Forschungsinstitut ist von Dauer, ein Kirmesplatz wird nur wenige Wochen im Jahr benötigt“, so Best.

Das Stichwort Forschungsinstitut fürs Thurmfeld hatte Essener Wirtschaftsförderer Dietmar Düdden in die Debatte geworfen, der sich derzeit um eine solche Ansiedlung bemüht und davor warnte, die Fläche hinter der Universität für einen Kirmesplatz zu nutzen. Düdden sprach von einem „törichten“ Plan, den es zu verhindern gelte. Stark machen sich für einen solchen Platz unter anderem der Essener Schaustellerverband und die FDP-Ratsfraktion.

Die SPD und auch das Essener Bürgerbündnis (EBB) hatten sich für eine Verlegung von Kirmesveranstaltungen in die Innenstadt ausgesprochen - ein Vorhaben, das in der Stadtverwaltung aus technischen Gründen für eher problematisch gehalten wird. Die großen City-Plätze wie Willy-Brandt-Platz und Kennedyplatz sind wegen der darunter liegenden U-Bahnschächte, Kaufhaus-Basements und Tiefgaragen nicht geeignet, die Lasten großer Fahrgeschäfte zu tragen. Auch vertragen sich Kirmes-Besuch und Einkaufen nur bedingt, mit Widerstand der Geschäftsleute muss gerechnet werden.

Überlegenswert ist Best zufolge die Idee, Kirmes und Zirkusveranstaltungen auf den Messe-Parkflächen des ehemaligen Rüttenscheider Güterbahnhofs abzuhalten. Die stadteigene Tochter, die den Platz jüngst für 12 Millionen Euro größtenteils gekauft hat, benötigt diesen vor allem bei großen Publikumsmessen, es dürften aber genügend Zeitfenster übrig bleiben für andere Nutzungen. Zu klären wäre in diesem Fall allerdings, ob eine Kirmes mit dem Lärmschutz für die Anwohner zu vereinbaren ist. Auch lehnen die Schausteller den Ort bislang ab.

Eingeschaltet in die Diskussion hat sich auch die Universität. Rektor Ulrich Radtke sprach sich - wenig überraschend - ebenfalls gegen den Rummelplatz hinter der Uni aus. Neben einer außeruniversitären Forschungseinrichtung, mit der er gut leben könne, sieht Radtke auf dem Thurmfeld aber auch mögliche Reserven für die Uni selbst. Größere Freiflächen im Umfeld der Uni seien schließlich selten geworden.